Digital oder gar nicht mehr
In den USA haben erste Sender nun das analoge Fernsehsignal abgeschaltet - gegen den Willen der Regierung und zur Verwirrung vieler TV-Zuschauer. Der Umstieg auf einen anderen Empfänger hat auch eine ökonomische Dimension.
Auch in den USA geht jetzt das Zeitalter des analogen terrestrischen Fernsehens zu Ende. Allerdings etwas unkoordiniert. Obwohl der Kongress die Frist für die Abschaltung der analogen TV-Signale kurzfristig bis zum 12. Juni verlängerte, wollten rund 500 der insgesamt fast 1.800 US-Sender am ursprünglichen Termin 17. Februar festhalten und ihren Analogbetrieb dann einstellen. Kostengründe spielen dabei eine wichtige Rolle.
Die staatliche Telekommunikationsbehörde FCC war darüber keineswegs glücklich und versuchte die Sender zu bewegen, einheitlich erst im Juni ganz auf den Digitalfunk DVB-T umzustellen. Bis zum Wochenende willigten auch 43 Sender ein. 190 Stationen haben aber schon abgeschaltet.
Zu wenige 40-Dollar-Gutscheine
Das eigentlich schon längst beschlossene Ende des analogen Fernsehsignals wurde in den USA mit der Rezession wieder zu einem politischen Thema. Die Regierung von Präsident Barack Obama sprach sich für die Verschiebung aus, weil das Geld für die 40-Dollar-Gutscheine zum Kauf eines Digitalempfängers ausging. Auf einer Warteliste standen zuletzt vier Millionen Gutscheininhaber. Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma MRI leben 17,7 Prozent der Amerikaner in Haushalten, die bislang ihre Fernsehsignale über eine analoge Antenne empfingen. Die Marktforscher von Nielsen ermittelten, dass mehr als 5,8 Millionen Haushalte, das sind 5,1 Prozent aller US-Haushalte, nicht auf die Umstellung vorbereitet sind.
«Zwei Jahre Zeit»
Politiker sorgten sich auch, dass gerade viele ärmere Menschen mit älteren Fernsehern es sich nicht leisten könnten, Zusatz-Boxen für den Digitalempfang oder gar neue Fernsehgeräte anzuschaffen. Die Verschiebung sollte auch ihnen mehr Zeit für die Umstellung geben. Ein Umstieg auf Kabel- oder Satellitenempfang kommt für viele Betroffene nicht in Frage. Die Sender, die lieber früher als später umschalten wollten, verteidigen ihr Vorgehen. Sie sind überzeugt, dass alles weitgehend reibungslos verlaufen wird und dass die Verschiebung nur die Kunden verwirren würde. «Die Menschen hatten zwei Jahre Zeit, sich darauf vorzubereiten», sagt Larry Patton, Manager von KSWO-TV, einem Ableger von ABC in Lawton in Oklahoma. «Wir glauben, dass es immer jemanden geben wird, der am Morgen des 17. Februars oder 17. Junis oder wann auch immer aufwacht und nicht vorbereitet ist.» (Peter Svensson/AP)
- Themen:
- Barack Obama