Die vielen Gesichter von Facebook
Nach neuen Nutzerprotesten wegen des jüngst geänderten Designs der Webseiten geht der große Umbau auf Facebook weiter. Auch aus anderen Gründen kommt das Online-Netzwerk derzeit nicht aus den Schlagzeilen heraus.
Ein Zurück wird es nicht geben. Für ein Redesign, eine Rückkehr zur alten Gestaltung und Funktionalität des Mitte März geänderten Layouts, haben die Nutzerproteste im Online-Netzwerk Facebook nicht ausgereicht. Doch Änderungen stehen an, wieder einmal, und abermals wurden sie von den Facebook-Mitgliedern erwirkt.
Wie aus einem Blog-Beitrag des Facebook-Managers Chris Cox vom Mittwoch hervorgeht, haben sich derart viele Beschwerden, Anregungen und Änderungswünsche in E-Mails, Kommentaren und sogenannten Pinnwand-Beiträgen bei den Betreibern des Netzwerks angehäuft, dass in den nächste Tagen und Wochen nachgebessert wird. So sollen die Nutzer mehr Kontrolle über das bekommen, was auf ihrer Startseite passiert. Der gerade bei gut vernetzten Mitgliedern umfangreiche Newsfeed, also die Anzeige über Neuigkeiten von «Freunden», kann bald gefiltert und stärker als bisher den eigenen Vorlieben angepasst werden. Wenn jemand zum Beispiel möchte, dass die Vielzahl von Facebook-Applikationen (Quiz, Musik, Geschenke etc.) auf seiner Startseite nicht angezeigt wird, so kann er sie abstellen. Der Newsfeed soll sich außerdem selbst aktualisieren und von mehr Fotos geprägt sein, wie Cox ankündigte.
Immer wieder die Nutzer
Damit reagiert Facebook erneut auf die Verärgerung von großen Teilen des eigenen Klientels. Der Umbau Mitte März hatte darauf gezielt, dem derzeit schnell wachsenden Mikroblogging-Dienst Twitter ähnlicher zu werden. Doch genau das lehnen viele Nutzer ab. In ihren Profilen und in Gruppen mit Namen wie «Against Facebook's New Layout & Terms of Service» oder «Anti neues Facebook!!» drückten sie Protest aus, veröffentlichten Schmähfotos und so mancher kündigte einen Streik oder die Löschung seiner Seiten an.
Der Sturm der Entrüstung war bereits einige Wochen zuvor groß, als Facebook die Allgemeinen Geschäftsbedingungen änderte und sich damit auch das Recht nahm, Daten von Mitgliedern zeitlich unbegrenzt zu nutzen. Nachdem Tausende Mitglieder auf ihren Profilen und in Facebook-Gruppen Kritik äußerten, nahm Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Änderungen kurzerhand zurück und kündigte an, einige der Netzwerk-Regeln künftig zur Diskussion und vielleicht auch zur Abstimmung zu stellen.
Gesichter-Scan und britische Überwachung
Auf immer mehr Interesse stößt Facebook auch auf Seiten des britischen Staates. Schon länger werben die britische Polizei und auch einzelne Geheimdienste im Netzwerk für ihre Arbeit und suchen wahlweise neue Mitarbeiter oder fahnden nach mutmaßlichen Verbrechern. Doch die Regierung will mehr. Die Tageszeitung «Independent» berichtete am Mittwoch, dass das Innenministerium an einem Plan arbeite, mit dem man legal Teile der Kommunikationsdaten von Nutzern der Netzwerke Facebook, Myspace und Bebo aufrufen und überprüfen könne. Im Rahmen des sogenannten Intercept Modernisation Programme, einem weit über die deutsche Vorratsdatenspeicherung herausgehenden Regierungsprogramm zur Überwachung der Telekommunikation, sollen Betreiber von Online-Netzwerken zur Preisgabe von Mitgliederdaten gezwungen werden. Schließlich, so argumentiert das britische Innenministerium, nutzten auch potenzielle Terrorsiten und Verbrecher Facebook und Co. Eine systematische Auswertung ihrer Profile und Kontakte sei ein Beitrag zu einer wirksamen Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung. Der Protest britischer Datenschützer ließ nicht lange auf sich warten.
Mit dem «Photo Finder» des israelischen Software-Herstellers Face.com steht derweil auch ein Programm zur Gesichtserkennung in Facebook kurz vor der Fertigstellung. Es lässt sich leicht als sogenannte Applikation ins Online-Netzwerk integrieren und scannt auf Wunsch sämtliche Gesichter auf Fotos, die der Nutzer und seine «Freunde» hochgeladen und zum Scan freigegeben haben. Noch befindet sich der Photo Finder in einer Testphase. (nz)