Die verschütteten Männer in Chile: Enge, Dunkelheit, Angst

Noch vier Monate müssen die verschütteten chilenischen Bergleute in der Tiefe ausharren. Wie lässt sich diese Extrem-Situation bewältigen? Was ein Trauma-Experte sagt
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Noch vier Monate müssen die verschütteten chilenischen Bergleute in der Tiefe ausharren.
dpa Noch vier Monate müssen die verschütteten chilenischen Bergleute in der Tiefe ausharren.

Noch vier Monate müssen die verschütteten chilenischen Bergleute in der Tiefe ausharren. Wie lässt sich diese Extrem-Situation bewältigen? Was ein Trauma-Experte sagt

SANTIAGO DE CHILE 15 Meter am Tag. Das ist das absolute Maximum. Mehr wird der Bohrer nicht schaffen, selbst bei besten Bedingungen nicht. Gestern hat die Bohrung für den Rettungstunnel begonnen, durch den die 33 in Chile verschütteten Bergleute geborgen werden sollen. Eine quälend langsame Rettungsaktion. Erst in vier Monaten, so das jetzige Szenario, werden die seit drei Wochen eingeschlossenen Kumpel das Tageslicht wiedersehen.

Vier Monate in 700 Meter Tiefe. Vier Monate Dunkelheit, Enge und Todesangst. Trauma-Experte Georg Pieper ist dennoch zuversichtlich, dass die Bergleute die Strapazen überstehen. „Ich erlebe immer wieder, dass Menschen, die gemeinsam Extremsituationen erleben, ganz starke zusätzliche Kräfte der Gemeinsamkeit entwickeln“, sagt er „stern.de“. „Insofern halte ich die vier Monate für machbar.“

Pieper hat auch Bergleute betreut, die verschüttet waren – wie die sechs Kumpel aus dem hessischen Borkum, die drei Tage lang in einem Stollen festsaßen. „Es ist richtig, dass die chilenischen Kumpel nicht über ihr weiteres Schicksal im Ungewissen gehalten werden“, sagt er. „Man muss mit offenen Karten spielen.“ Wichtig sei auch ein geregelter Tagesablauf. „Es müssen Rituale eingeführt werden, zum Beispiel feste Essenszeiten. Es muss so viel Normalität herrschen wie möglich.“

Doch neben Dunkelheit und Angst haben einige Bergleute noch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Wie chilenische Medien berichteten, sind unter den Verschütteten auch Alkoholiker – die jetzt mit Entzugsproblemen zu kämpfen haben.

Eine Erleichterung aber gab es gestern für die Kumpel: Sie konnten gestern das erste Mal mit ihren Angehörigen telefonisch Kontakt aufnehmen. „Es war ergreifend“, sagte Chefingenieur Andres Sougarret. „Ein Kumpel hat seine Frau gefragt, ob sie ihn kirchlich heiraten würde. Beide hatten vor 25 Jahren nur standesamtlich geheiratet. Die Frau sagte Ja.“

Die Angehörigen wollen bis zur Rettung der Kumpel an der Mine ausharren. Vier MKonate, wenn es sein muss. Doch vielleicht geht es mit der Rettung schneller. In einigen Tagen soll die Bohrung für einen zweiten Schacht beginnen. Die Helfer hoffen die Kumpel auf diesem Weg schon nach zwei Monaten retten zu können. oss

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