Die traurigen Tiere in Tripolis

Vom Konflikt in Libyen sind auch Zoo-Tiere betroffen. In der Hauptstadt Tripolis leiden sie unter dem Mangel an Pflegern, Wasser und Futter. Ohne rasche Hilfe droht ihnen der Tod.
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Dieser Löwe nagt vergeblich an einem Bärenschädel. Er hat Hunger, aber die Pfleger sind geflohen.
dpa/Mohamed Messara 5 Dieser Löwe nagt vergeblich an einem Bärenschädel. Er hat Hunger, aber die Pfleger sind geflohen.
Ihre Gehege wurden zerbombt, werden nicht mehr gesäubert. Eine Löwin tapst apatisch am Gitter entlang.
dpa/Mohamed Messara 5 Ihre Gehege wurden zerbombt, werden nicht mehr gesäubert. Eine Löwin tapst apatisch am Gitter entlang.
Lange wurde das Wasserbecken ihres Nilpferd-Hauses nicht mehr gereinigt. Doch die Tiere haben nicht nur Hunger - sie müssen auch trinken, egal wie schmutzig das Wasser ist.
dpa/Mohamed Messara 5 Lange wurde das Wasserbecken ihres Nilpferd-Hauses nicht mehr gereinigt. Doch die Tiere haben nicht nur Hunger - sie müssen auch trinken, egal wie schmutzig das Wasser ist.
Umso mehr freuten sich die Nilpferde über die Rückkehr ihrer Pfleger: Endlich wieder frisches Futter! Doch der Zoo hat finanzielle Sorgen, viele Tiere sind schon verhungert.
dpa/Mohamed Messara 5 Umso mehr freuten sich die Nilpferde über die Rückkehr ihrer Pfleger: Endlich wieder frisches Futter! Doch der Zoo hat finanzielle Sorgen, viele Tiere sind schon verhungert.
Der Zoo war einmal eines der beliebtesten Ausflugsziele fuer Familien. Heute finden Besucher auf dem 45 Hektar grossen Gelände Staub, verdorrtes Gras und apathische Tiere, wie hier die Flamingos, die ohne ihr spezielles Futter ganz weiß geworden sind.
dapd/Giulio Petrocco 5 Der Zoo war einmal eines der beliebtesten Ausflugsziele fuer Familien. Heute finden Besucher auf dem 45 Hektar grossen Gelände Staub, verdorrtes Gras und apathische Tiere, wie hier die Flamingos, die ohne ihr spezielles Futter ganz weiß geworden sind.

Vom Konflikt in Libyen sind auch Zoo-Tiere betroffen. In der Hauptstadt Tripolis leiden sie unter dem Mangel an Pflegern, Wasser und Futter. Ohne rasche Hilfe droht ihnen der Tod.

Tripolis – Der magere Löwe im Käfig knabbert lustlos an einem bestimmt schon hundertmal abgenagten Rinderschädel. Die Kühe aus dem Südsudan mit ihren mächtigen Hörnern sind so dünn, dass ihnen die Knochen durch die Haut zu stechen drohen. Sie sind von derselben Gattung wie jenes Tier, dessen Kopf im Löwenkäfig endete.

In seinem von grünen Algen verschmutzten Bassin versucht ein junges Krokodil die Welt zu ignorieren, die es umgibt.

Und auch die drei Nilpferde blicken traurig vor sich hin, bis ihnen der Wärter eine bescheidene Ration Gemüse und Salatblätter bringt.

Den Tieren im Zoo von Tripolis geht es nicht gut. Auch die Menschen in der Stadt litten und leiden mehr oder weniger unter den Auswirkungen des Konflikts, sie haben nicht genug Futter und Wasser. Der Kriegslärm hat sie ängstlich und apathisch gemacht.

Tiere sind noch verwundbarer - sie können nicht fliehen

Viele Gastarbeiter sind geflohen. Doch die Bewohner des Zoos sind in gewisser Weise noch verwundbarer. Sie können nirgendwo anders hin. Werden sie von den Tierpflegern verlassen, müssen sie hungern, verkommen ihre Gehege, versumpfen ihre Bassins.

Dabei war zu Wochenbeginn das Schlimmste überwunden. „Glücklicherweise melden sich jetzt mehr und mehr unserer Mitarbeiter wieder zum Dienst“, sagt Zoodirektor Abdulfatah Husni. „Aber wir benötigen dringend Hilfe.“ Wasser und Futter könnten derzeit nur auf Pump angeschafft werden. Jene Medikamente, die kühl gelagert werden müssen, werden bei Stromausfall schlecht und müssen ersetzt werden. „Wenn in den nächsten Tagen nichts geschieht, kann es tragisch enden.“ Dann würden viele Tiere sterben.

Husni räumt ein, dass der Zoo bereits Verluste verbuchen musste. Einige kleinere Tiere seien unter den chaotischen Umständen der letzten Wochen verendet. „Wir versuchen, sie alle am Leben zu halten, so gut es geht“, sagt er.

Auf einer Fläche von 45 Hektar beherbergt der Zoo rund 600 Tiere von 60 Arten, darunter Wildkatzen, Dickhäuter und seltene Wüstentiere. Seit fast zwei Jahren wird die Einrichtung ehrgeizig umgebaut, und in fünf Monaten sollte die Erneuerung – wenn einmal die Arbeiten wiederaufgenommen werden – abgeschlossen sein.

Der Libyen-Reiseführer aus der „Lonely Planet“-Reihe beschrieb den Zoo von Tripolis noch im Jahr 2007 als „überraschend gut“. „Die meisten Gehege sind geräumig und ganz ordentlich gepflegt“, urteilte der Autor damals. Nun liegt es an der Mannschaft von Direktor Husni, ob der Tiergarten nach der Normalisierung der Lage wieder zu seiner alten Blüte zurückfindet – oder sogar noch schöner wird.

 

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