Die Tiere aus dem schlimmsten Zoo der Welt
Khan Younis - Erst starben der Löwe, und ein Tiger, dann verhungerten die Krokodile und etliche Affen. Bei jeder neuen Eskalation im krisengeschüttelten Gaza-Streifen verendeten weitere Tiere im Zoo von Khan Younis; weil sich kein Futter mehr auftreiben ließ, Geld für Medikamente fehlte, die Pfleger flohen.
Der Besitzer des „South Forest Parks“ reagierte mit einer Maßnahme, die dem Tierpark den Titel „schlimmster Zoo der Welt“ einbrachte: Er ließ die toten Vierbeiner einbalsamieren – und setzte die Mumien zurück in die Gehege.
Für die überlebenden Tiere hat das Grauen nun ein Ende. Die österreichische Organisation „Vier Pfoten“ hat sie gerettet und den Horror-Zoo geschlossen.
Zuletzt vegetierte noch etwa ein Dutzend Tiere im Park vor sich hin. Alle übrigen Käfige waren mit Leichen besetzt.
Im April 2015 waren erstmals Mitarbeiter von „Vier Pfoten“ vor Ort. Sie behandelten die extrem verwahrlosten Tiere, kümmerten sich um Futter. Seitdem bemühen sich die Aktivisten darum, die Tiere ausführen zu dürfen. Nach langwierigen Verhandlungen haben sie jetzt grünes Licht bekommen.
Die verbliebenen Schildkröten, Stachelschweine, Affen, Bussarde und ein Emu sollen Plätze in der jordanischen Schutzstation „New Hope Centre“ erhalten.
Tiger Laziz, die letzte Großkatze im Zoo von Khan Younis, hat eine deutlich weitere Reise vor sich: Er wird seinen Lebensabend in Südafrika verbringen. Dort betreibt „Vier Pfoten“ eine riesige Gnadenhof-Farm für Raubkatzen aus schlechter Haltung, auf der schon mehr als 100 Tiere untergebracht sind.
Tiger soll schon am Donnerstag nach Südafrika
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit soll Laziz ein großes Gehege mit Grasfläche, Bäumen und Badeteich beziehen.
Einfach wird die Rettungsaktion nicht. „Wir müssen 15 Tiere unterschiedlicher Spezies transferieren. Das ist organisatorisch ein riesiger Aufwand“, sagt Projektleiter Amir Khalil.
Trotzdem sind die Transportvorbereitungen so gut wie abgeschlossen. Am Dienstag wurden Laziz und seine Leidensgenossen in große Kisten geführt, in denen sie aus dem Zoo gebracht werden sollen. Läuft alles nach Plan, werden die Tiere Gaza am Mittwoch verlassen. Laziz soll bereits am Donnerstag in Südafrika ankommen.
Der Tiger war der erste, der verladen wurde - und besonders cool: "Wir waren natürlich sehr angespannt, aber ohne Grund. Als wäre es das Natürlichste auf der ganzen Welt spazierte Laziz seelenruhig in seine Transportbox und legte sich gelassen hin. Wir hatten fast den Eindruck als wüsste er, dass diese Box endlich den Ausweg aus seiner aussichtlosen Lage bedeute", sagt Amir Khalil.
Einem Vierbeiner konnte das „Vier Pfoten“-Team nicht mehr helfen. Das Damhirsch-Baby war kurz vor seiner Ankunft gestorben. Es hatte sich verletzt und war an den Folgen einer Wundinfektion verendet.
„Dieser tragische Vorfall zeigt uns, wie akut die Notsituation im Khan Younis Zoo ist“, sagt Amir Khalil. „Die Versorgungslage und die Infrastruktur sind dermaßen schlecht, dass das Leben der Tiere stark gefährdet ist. Deshalb müssen wir die Tiere dringend hier herausholen.“
Happy End hingegen für die beiden Stachelschweine: Sie waren aus ihrem Gehege ausgebrochen, konnten gefunden und in Boxen bugsiert werden.
Weitere Informationen über "Vier Pfoten" und die Rettungsaktion sowie ein Spendenkonto finden Sie hier.
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