Die Suche nach dem „Gottesteilchen“ - Urknall wird nachgestellt
GENF - Die Geburt des Universums: Der weltweit größte Teilchenbeschleuniger LHC hat am Mittwoch bei Genf seinen Betrieb aufgenommen. Physiker erhoffen sich von der gigantischen Maschine in einem 27 Kilometer langen Tunnel Antworten auf grundlegende Fragen nach Ursprung und Aufbau der Welt.
Mehr als 50 Meter unter der Erde werden die Wissenschaftler Elementarteilchen fast mit Lichtgeschwindigkeit aufeinander schießen und dabei eine Glut entstehen lassen, wie sie unmittelbar nach dem Urknall herrschte, also bei der Geburt des Universums.
Zunächst wurden am Mittwoch aber nur Protonen-Strahlen mit relativ geringer Energie in einer Richtung durch den Beschleuniger geschickt. Kollisionen wird es erst geben, wenn die Anlage stabil läuft.
Erste Hinweise bereits nächstes Jahr
Die Forscher machen sich mit Hilfe einer der kompliziertesten je von Menschen erbauten Maschine zunächst auf die Suche nach dem Higgs-Teilchen, ohne das die Elementarteilchen der bislang gültigen Theorie zufolge keine Masse hätten. Entdecken die Physiker am europäischen Teilchenphysikzentrum CERN dieses „Gottesteilchen“, kann sich dessen Namensgeber, der britische Physiker Peter Higgs, Hoffnungen auf den Nobelpreis machen.
Erste Hinweise auf das Teilchen könnte der LHC möglicherweise schon im nächsten Jahr liefern, wie der Hamburger Physiker Joachim Mnich sagte. Wenn das Higgs-Boson aber besonders leicht sein sollte, müsse man auf einen Nachweis bis mindestens 2010 warten. Mnich hat einen der beiden Detektoren mitgebaut, die das Geschehen im LHC beobachten sollen.
Schwarze Löcher unwahrscheindlich
Das CERN ist vor der Inbetriebnahme Ängsten entgegengetreten, in dem Beschleuniger könnten winzige Schwarze Löcher entstehen, die Materie und letztlich die ganze Erde verschlingen könnten. Das Auftreten von Schwarzen Löchern sei höchst unwahrscheinlich, hieß. Entstünden sie, würden sie sofort wieder zerfallen, ohne wachsen zu können. Schließlich spielten sich die im LHC erzeugten Prozesse ständig ab, wenn beispielsweise kosmische Strahlung auf die Atmosphäre treffe.
Weltuntergangs-Szenarien seien daher Unsinn, sagte CERN-Sprecher James Gillies. Führende Physiker wie der Brite Stephen Hawkins halten den LHC ebenfalls für sicher. (ap)
- Themen: