"Die sieht aus wie ein Gnu"
MÜNCHEN - "Gibt's eigentlich auch 'ne Handlung?" - "Wo bitte sind solche Frauen?" - "Nur in der Serie!" - Vier AZ-Reporter haben sich eine Folge von „Sex And the City“ angeschaut. Das Protokoll des Grauens.
Manolos halten sie für eine Hunderasse, Cosmopolitan für alles, nur keinen Drink – und „Sex And The City“ für den schlimmsten Virus, der Frauen je infiziert hat: Männer. Wenn jetzt am Donnerstag der Film in die Kinos kommt, müssen sie da durch. Vielmehr: da rein. Mit ihrer Freundin. Es sei denn, sie hatten eh vor, die Beziehung zu beenden.
Doch wie bereitet sich der männliche „Sex And The City“-Muffel auf den ganzen Hype vor? Logisch: Er schaut sich eine Folge an. Die vier AZ-Reporter Takis Wurger, Thomas Ga utier, Timo Lokoscha t und Jan Cha berny (22 bis 30 Jahre alt) machten es jetzt todesmutig vor. Sie sahen tatsächlich eine ganze Folge („The Big Journey“, Staffel 5), diskutierten, waren überrascht, überfordert, abgetörnt, aber auch amüsiert. Letzteres würden sie natürlich niemals zugeben. . .
Vorspann „Sex And The City“, Carrie läuft im rosa Plüsch-Kleid durch New York.
THOMAS: Voll die Bonbon-Musik.
JAN: Und dieses Kleid.
TAKIS: Sie schaut aus wie ein Gnu.
TIMO: Eher wie ein Pferd.
THOMAS: Und ein bisserl magersüchtig.
Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda sitzen in einem Lokal, reden über Muscheln und Männer.
JAN: Oh Gott, reden die schnell.
TAKIS: Wie ein Maschinengewehr.
TIMO: Gibt’s eigentlich auch ’ne Handlung?
TAKIS: Die Rothaarige geht ja wohl gar nicht.
JAN: Die Dunkelhaarige schaut gut aus. Und diese Samantha eigentlich auch.
TIMO: Stimmt. Aber eine Frau wie sie, die immer nur Sex will, gibt es in Wirklichkeit nicht.
Die Mädels wollen ein Frauen-Puff aufmachen und damit die Welt erobern: Starfucks.
THOMAS: Welche Frau tickt so? Ich kenne Frauen, die leben das Leben der vier Serien-Frauen nach. Sie wollen sein wie die. Ziehen sich extra schick an, gehen aus, trinken Cocktails. Warum? Meine Freundin ist echt voller Fan. Nach jeder Folge ist sie eine Stunde lang wie Carrie. Aber dann regt sie sich zum Glück wieder ab.
TAKIS: Ich musste meiner Freundin versprechen, den Film mit ihr zu sehen. Damit wir dann als Gegenstück auch mal wieder einen Actionfilm angucken. Eigentlich ist es aber gut, dass meine Freundin so ein großer Fan ist. Alle Frauen sind „Sex And The City“-Fan. Bis auf die Öko-Fraktion. Und bis auf so komische Frauen.
Charlotte hat mit Harry Sex, macht seinem Penis Komplimente, will aber keine Beziehung mit ihm.
TAKIS: Wo, bitte, gibt’s denn solche Frauen? Ich würde denen sofort einen Heiratsantrag machen.
JAN: Absolut unrealistisch. Solche Frauen gibt es nur in der Serie.
THOMAS: Vielleicht treffen wir nur die falschen Frauen.
TIMO: Ich finde „Sex And the City“ schon ein bisschen frauenfeindlich. Die Männer kommen ja relativ gut weg, während diese vier Großstadthyänen fast ausschließlich über Stöckelschuhe und Geschlechtsorgane reden. Ich weigere mich zu glauben, dass Frauen unter sich so sind.
TAKIS: Sie ziehen sich auch nicht so an wie in der Serie. So Mickey-Mouse-mäßig.
THOMAS: Aber sie wollen diese Schuhe für viel Geld.
JAN: Die vier Frauen gelten als Modevorbilder. Warum versteht keiner. Zumindest kein Mann.
TIMO: Kennt ihr die Serie „Desperate Housewives“? Da passiert wenigstens mal was, Morde, Intrigen, Abgründe, und nicht nur Geschnatter.
Carrie erwartet im Hotelzimmer Mr. Big, sucht auf dem Bett seine Nähe, aber der will lieber ein Buch lesen – das sie geschrieben hat. Über ihn.
ALLE: Oooh, Mann! Was für ein Idiot!
THOMAS: Sie will Sex und er will lesen.
ALLE lachen.
TAKIS: Glaubt kein Mensch.
Nächster Morgen, Carrie will gehen. Mr. Big will plötzlich Sex.
JAN: Liest der etwa immer noch im Buch? Ah nein, das war Strategie.
THOMAS: Der ist ja doch ganz clever. Langsam versteh ich, warum alle Frauen den so toll finden.
TAKIS: Ja, er ist alt, hat Geld und raucht Zigarre.
Protokoll: Kimberly Hoppe
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