Die Phantasien eines Kannibalen

Armin Meiwes, der „Menschenfresser von Rotenburg”, offenbart  seine grausamen Vorstellungen
Michael Heinrich |
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Armin Meiwes aß einen Mann Stück für Stück auf.
AP Armin Meiwes aß einen Mann Stück für Stück auf.


MÜNCHEN/GRAZ Auf der Homepage des Leopold-Stocker-Verlages wird für Kochbücher und Jagdlektüre geworben. Ausgerechnet. Das Grazer Unternehmen will sich jetzt einen Namen mit einem sehr speziellen Genre machen. „Serienmord und Kannibalismus in Deutschland” heißt das neue Buch, das die deutsche Kriminologin Petra Klages herausgegeben hat. Zweifelhafte „Schmankerl” des Werkes sind Texte des als „Kannibalen von Rotenburg” bekannt gewordenen Armin Meiwes.


Rückblende: Im Frühjahr 2001 hatte der damals 40-jährige Meiwes in seinem Haus im hessischen Rotenburg einen 43-jährigen Mann aus Berlin mit dessen Einwilligung entmannt, getötet, die Leiche zerlegt und später teilweise verspeist.


Nach einem längeren juristischen Hickhack wurde Meiwes schließlich 2006 zu einer lebenslangen Haft wegen Mordes und „Störung der Totenruhe” verurteilt – der juristischen Umschreibung für Kannibalismus, der im Strafgesetz nicht vorkommt.


Seit mehr als einem Jahr arbeitet die Diplompädagogin und Kriminologin Petra Klages mit Meiwes – ihre Protokolle und die Texte, die der Kannibale schrieb, flossen unter anderem in das jetzt erschienene Buch ein. Die Beiträge von Meiwes, so heißt es in einer Verlagsmitteilung, „machen deutlich, welche Emotionen kannibalische Akte bei ihm auslösen”. Eine ziemlich harmlose Umschreibung für die grausamen Phantasien, die Meiwes offenbart. Zum Beispiel in seiner Erzählung „Die Erfindung”.


Sie spielt irgendwann in der Zukunft. Die Umweltzerstörung hat die Erde in eine Wüste verwandelt. Die Menschen leben unter der Erde, wo sie ihre einzige Nahrung, Gemüse, züchten.
Da gelingt es einem verrückten Professor, Menschen zu kopieren. Ein Versuch mit seinem Sohn Daniel gelingt und auch mit dessen Freund Jonathan – zunächst. Doch als die Klone dahinsiechen, verfallen die drei auf die Idee, das Fleisch von Daniel II und Jonathan II zu essen und mit den künstlich hergestellten Kopien die Ernährungsprobleme zu lösen. Meiwes schreibt: „... wurde dann das erste Fleisch der beiden Kopien zubereitet. Man hatte zwei große Bratenstücke aus dem Rücken ausgewählt. Der Professor bereitete das Fleisch nach einem Rezept zu, das seine Großmutter... notiert hatte.”


Und weiter: „Ein angenehmer Duft breitete sich in der Küche aus. Ein Duft von gebratenem Fleisch.” Und weiter: „An einem festlich gedeckten Tisch wurde das Essen serviert. Alle nahmen sich an den Händen und gedachten der beiden, die ihre Körper zur Verfügung gestellt hatten.”
Für Petra Klages ein Ausdruck der Emotionen des echten Kannibalen: „Meiwes empfand ausgeprägte Gefühle der Dankbarkeit seinem Opfer gegenüber, der seiner Meinung nach für immer zu einem Teil von ihm wurde.”

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