Die letzten, qualvollen Minuten von Marwa El-Sharbina
Im Dresdner Prozess schildert Rechts-Medizinerin die Todesumstände der erstochenen Ägypterin. Angeklagte wollte auch den Richter erstechen
DRESDEN Es ist die nüchterne, wissenschaftliche Aussage einer Rechtsmedizinerin, doch sie zeigt, mit welchem Hass der Angeklagte Alex W. auf die schwangere Marwa El–Sharbina eingestochen haben muss. Die Ägypterin war am 1. Juli im Dresdner Landgericht offenbar aus bloßer Fremdenfeindlichkeit ermordet worden. Seit Montag steht der Russlanddeutsche vor Gericht.
Nach Aussagen der Rechtsmedizinerin Christine Erfurt hat die 31-jährige Ägypterin die plötzliche Messerattacke nur um wenige Minuten überlebt.Von insgesamt 16 Messerstichen habe einer das Herz getroffen. Auch die 13 Stiche in den Rücken der Frau können für sich genommen tödlich gewesen sein, sagte die Medizinerin der Universitätsklinik Dresden.
Laut Obduktionsbericht muss der Täter mit großer Wucht zugestoßen haben, da auch die Knochen verletzt wurden. Offenkundig hatte die Ägypterin keine Chance, sich zu wehren. „Wir haben keine Abwehrverletzungen festgestellt“, sagte Erfurt. Die 31-Jährige, im dritten Monat schwanger, habe innere und äußere Blutungen erlitten. „Sie kann diese Verletzungen nicht lange überlebt haben“.
Den im Gericht anwesenden Angehörigen von Marwa El-Sherbini war angeboten worden, die Aussagen über die Obduktion nicht mit anhören zu müssen. Ehemann Elwy Ali Okaz blieb im Saal und wirkte bei den Worten Erfurts gefasst.
Als zweiter Zeuge sagte der Richter aus, der den Prozess gegen Alex W. wegen Beleidigung leitete. Auch er wurde von dem Angeklagten mit dem Messer bedroht. „Ich dachte, er sticht mich jetzt in dem Moment ab“, sagte Tom Maciejewski.
Er habe den Eindruck gehabt, dass der 28-Jährige „konzentriert, zielstrebig und geplant“ vorgegangen sei. Zudem sei der Täter ihm nicht verwirrt vorgekommen. Mit der tödlichen Attacke habe er „überhaupt nicht gerechnet“. Bei seiner Aussage versagte dem 46-Jährigen immer wieder die Stimme, er kämpfte mit den Tränen.
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