Die Chaos-hansa: Panne bei Lufthansa bringt weltweit Verspätungen
MÜNCHEN - Eine Computerpanne legte am Mittwoch die Lufthansa lahm, am Flughafen München fielen zeitweise sämtliche Check-In-Schalter aus. Zehntausende von Passagieren waren weltweit betroffen.
Ein Bild wie aus lange vergangenen Zeiten gestern am Münchner Flughafen: Eincheckt wurde mit Stift und Papier, Bordkarten per Hand ausgefüllt. Schuld war eine Serverpanne im Zentralsystem der Lufthansa, es kam zu massiven Verspätungen. In München bildeten sich lange Schlangen vor den Schaltern.
Die Computer der Fluggesellschaft waren um vier Uhr morgens zusammengebrochen - nach einem Routine-Update, wie es hieß. Danach ging vier Stunden lang gar nichts mehr. Erst um acht Uhr konnte das System reaktiviert werden, doch das Check-In-Prozedere blieb den halben Tag über im Analog-Modus. Lufthansa-Sprecherin Bettina Rittberger sagte, das System habe erst „langsam hochgefahren werden können.“
Die Sicherheitsvorschriften verlangen außerdem, dass in einem solchen Fall alle Passagiere vor dem Einsteigen ins Flugzeug ihr Gepäckstück identifizieren - auch das dauerte. Erst am Nachmittag lief die Elektronik wieder. Doch ist eine Maschine einmal verspätet, dauert es, bis sie wieder pünktlich fliegt. „Die Verspätungen werden ins ganze Streckennetz gezogen“, sagt Bettina Rittberger.
Alle Lufthansa-Flüge starteten gestern dementsprechend im Schnitt rund eine Stunde zu spät. Es kam aber auch zu einigen Flugausfällen auf europäischen Routen. Auf den Interkontinentalstrecken sind laut der Fluggesellschaft keine Flüge gestrichen worden, doch gerade dort kam es zu besonders langen Verzögerungen. Insgesamt waren mehrere zehntausend Reisende von der Panne betroffen. Im Onlinedienst Twitter war die Lufthansa-Panne großes Thema. Nutzer sendeten von ihren Handys Bilder der deaktivierten Check-In-Automaten und der Warteschlangen am Münchner Flughafen. Einer benannte sein Bild der wartenden Reisenden in Anlehnung an den Slogan der Airline: „Lufthansa – alles für diesen Moment.“
Immerhin: Die Airline schickte zusätzliche Mitarbeiter. „Sie sind für das Einchecken per Hand geschult“, sagt Sprecherin Rittberger.
Die Panne von gestern war nicht die erste: Im Juni vergangenen Jahres sorgte eine Panne im Lufthansa-Computer für Ärger bei den Kunden. Zu einer Panne des gestrigen Ausmaßes kam es zuletzt 2004, als ebenfalls der weltweite Server abstürzte. Ausgerechnet die Lufthansa, deren Computer ausgefallen waren, riet ihren Kunden gestern angesichts der Wartezeiten am Check-In: „Wenn möglich, bitte per Handy oder online einchecken“.
rg