"Die Bestie, Boss der Bosse": Mafia-Chef Toto Riina ist tot

Er war jahrelang auf der Flucht, bekannt für seine Grausamkeit und regierte ein Weltunternehmen: Toto Riina, "Boss der Bosse" der Cosa Nostra auf Sizilien, ist im Gefängnis gestorben. Die Mafia wird ihn in Ehren halten.
Lukas Schauer |
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Selbst im Gefängnis war Toto Riina gefragter Ratgeber für die Mafia-Familie.
dpa Selbst im Gefängnis war Toto Riina gefragter Ratgeber für die Mafia-Familie.

Er war jahrelang auf der Flucht, bekannt für seine Grausamkeit und regierte ein Weltunternehmen: Totò Riina, "Boss der Bosse" der Cosa Nostra auf Sizilien, ist im Gefängnis gestorben. Die Mafia wird ihn in Ehren halten.

Rom/Parma - Er war einst der meistgefürchtete Mafia-Boss Italiens, berühmt für seine Grausamkeit. Nun ist er tot. Salvatore "Totò" Riina starb am Freitagmorgen - einen Tag nach seinem 87. Geburtstag - im Krankentrakt des Hochsicherheitsgefängnisses von Parma. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Riina hatte an Nierenkrebs und Herzproblemen gelitten.

1930 in Corleone auf Sizilien geboren, war Riina einer der mächtigsten Bosse der Cosa Nostra. Sogar nach seiner Verhaftung vermutete man, dass er die Fäden weiter in der Hand hielt. Sein Nachfolger Bernardo Provenzano jedenfalls dürfte mit seinen "Pizzini" auch mit ihm korrespondiert haben. 

Selbst im Gefängnis war Toto Riina gefragter Ratgeber für die Mafia-Familie.
Selbst im Gefängnis war Toto Riina gefragter Ratgeber für die Mafia-Familie. © dpa

"Die Bestie" terrorisierte Italien jahrzehntelang. In den 80er und 90er Jahren steckte er hinter vielen der aufsehenerregendsten Mafia-Verbrechen des Landes, über 100 Morde werden ihm zur Last gelegt. Trauriger Höhepunkt: Die Ermordung der Mafia-Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino (1992), die Riina in Auftrag gegeben haben soll. 1993 wurde "la belva", "die Bestie", gefasst und 13 Mal zu lebenslänglicher Haft verurteilt.

Einmal Pate, immer Pate

Im Sommer dieses Jahres war der Aufschrei in Italien groß, als die Möglichkeit im Raum stand, dass Riina wegen seines schlechten Gesundheitszustandes vorzeitig das Gefängnis verlassen könnte. Ein Gericht votierte schließlich dagegen. Anti-Mafia-Staatsanwälte sahen konkrete Anhaltspunkte, dass Riina selbst im hohen Alter und als Gefangener immer noch Kopf der Cosa Nostra war. In einem abgehörten Gespräch mit seiner Familie und den Anwälten sagte Riina, er bereue nichts. "Sie werden mich niemals brechen, selbst wenn sie mir 3.000 Jahre geben". Einmal Pate, immer Pate.

Riina war für seine Grausamkeit bekannt, er zeigte nie Mitleid mit seinem Opfern. Brach ein Mitglied der Cosa Nostra die "Omertà", das Schweigegelübde, hatte es selten noch lange zu leben.

Die italienischen Behörden erlaubten Riinas Frau und drei seiner vier Kinder (sein ältester Sohn sitzt wegen vierfachen Mordes selber in Haft), den Mafia-Boss an seinem Geburtstag noch zu besuchen und sich zu verabschieden.

Danach ging es für Totò Riina wieder zurück in den Hochsicherheitstrakt. Er starb alleine. Seine Mafia-Geheimnisse nimmt er mit ins Grab. Die Omertà hat Riina nie gebrochen.

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