Deutschland wird dicker

Die Deutschen werden fetter. Sie essen zu viel, zu fett, zu süß und bewegen sich zu wenig. Viele kämpfen mit Diäten und Hungerkuren gegen das Übergewicht – ein Teufelskreis. Doch die Statistik ist umstritten.
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Mitglieder vom Hamburger Verein "Dicke e.V." am Strand
dpa Mitglieder vom Hamburger Verein "Dicke e.V." am Strand

WIESBADEN - Die Deutschen werden fetter. Sie essen zu viel, zu fett, zu süß und bewegen sich zu wenig. Viele kämpfen mit Diäten und Hungerkuren gegen das Übergewicht – ein Teufelskreis. Doch die Statistik ist umstritten.

Deutschland ist wieder ein bisschen dicker geworden: Mehr als jeder zweite Erwachsene war 2009 übergewichtig. Bei der letzten Erhebung, vier Jahre zuvor, waren es knapp unter 50 Prozent. Singles gelten seltener als zu dick, wie am Mittwoch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Die Rechenmethode, mit der die Statistiker auf ihre Werte kommen, ist jedoch umstritten.

56 Prozent der ledigen Männer und 69 Prozent der ledigen Frauen haben nach Angaben der Statistiker Normalgewicht. Fast sieben von zehn verheirateten oder verwitweten Männern sind dagegen zu dick. Auch Witwen (58 Prozent) und Ehefrauen (46 Prozent) sind öfter übergewichtig als ledige Frauen. Bei denen ist es nur jede Vierte. Wer einen Partner hat, lässt sich also hängen.

„Wer nicht mehr heiraten muss, nimmt sich nicht mehr zusammen“ - so sagt es Christoph Klotter, Ernährungspsychologe an der Fachhochschule Fulda. Außerdem seien Menschen genetisch veranlagt, viel Fettiges und Süßes zu essen. „Unsere Vorfahren brauchten das zum Überleben. Wir sind heute aber nicht mehr vom Hunger bedroht.“ Außerdem erfordere unsere Umgebung heutzutage oft kaum noch Bewegung - Stichwort: Rolltreppen.

Auch das schlanke Schönheitsideal ist nach Meinung des Experten gefährlich: „Es begünstigt Übergewicht.“ Diäten seien meist erfolglos, sie mündeten oft in Essstörungen oder Fettleibigkeit.

Hinzu kommen soziale Probleme. „Je schlechter man gestellt ist, desto dicker wird man“, sagt Klotter. Wer Karriere machen wolle, müsse dünn sein. „Wer aber keine Chance hat, isst.“

Dass die Deutschen trotz angeblichen Gesundheits- und Fitness- Trends weiter zunehmen, sieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gelassen. „Die meisten Maßnahmen sind langfristig angelegt. Natürlich greift nicht alles sofort. Und bis sich das in den Daten niederschlägt, wird es noch dauern“, sagt Sprecherin Antje Gahl.

Deutliche Unterschiede in Sachen Übergewicht gibt es bei den verschiedenen Altersgruppen. Etwa ein Viertel der 20- bis 24-Jährigen ist übergewichtig. Dagegen sind es dreimal so viele bei den 70- bis 74-jährigen Männern und knapp zwei Drittel bei den Frauen dieses Alters.

Die Statistiker werteten Daten aus dem Mikrozensus 2009 aus. Übergewicht wurde dabei nach dem Body-Mass-Index (BMI) bestimmt, der aus Körpergewicht und Größe ermittelt wird. Von gesundheitsgefährdendem Übergewicht spricht die Weltgesundheitsorganisation ab einem BMI von 25. Das trifft etwa auf einen 1,80 Meter großen Erwachsenen ab 81 Kilogramm zu. Ab 97 Kilogramm gilt er als stark übergewichtig.

„Die BMI-Berechnung steht aber massiv in der Kritik, weil sie keine gute Datengrundlage hat“, sagt Klotter. Selbst die Weltgesundheitsorganisation verwende sie mit diesem Hinweis. (dpa)

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