Deutschland, deine Kaffeetrinker
Der Wirtschaftsminister macht es vor: Das Lieblingsgetränk der Nation besteht aus Bohnen - in allen möglichen Varianten. Eine Annäherung an das flüssige Schwarze Gold
BONN Schwarz, mit Milch und Zucker oder flavoured. Aus der Filtermaschine, der French Press oder Kapseln. Zuhause oder to go: Bei ihrem liebsten Getränk sind die Deutschen bekannterweise probierfreudig. Ganze 150 Liter Kaffee hat jeder Deutsche 2009 im Durchschnitt konsumiert, an diese Menge kommt nicht mal der Durstlöscher Wasser (131 Liter) ran. Doch tun sich die Deutschen damit überhaupt etwas Gutes? Immerhin ist das Schwarze Gold als Flüssigkeitsräuber verschrien.
Schuld daran ist die harntreibende Wirkung von Kaffee. „Daraus ist die Mär entstanden, dass Kaffee nicht in die Flüssigkeitsbilanz des Körpers einfließt“, erklärt Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. „Das Glas Wasser zum Kaffee schadet zwar nicht, es ist aber auch nicht nötig.“
Und sie hat noch eine gute Nachricht für passionierte Kaffeetrinker: Wohldosiert bringt das Produkt den Körper nach vorne. „Gegen 350 Milligramm Koffein am Tag ist nichts einzuwenden“, sagt Keller. Das entspricht drei Tassen. Wer sie auf den Tag verteilt, spürt: „Der Kreislauf wird angeregt, die Konzentrationsfähigkeit wächst.“ Vorsicht aber vor zu viel des Genussmittels auf einmal: Mancher verspürt dadurch Unruhe und Nervosität. So sollten auch Menschen mit Herzproblemen am besten Rücksprache mit ihrem Arzt halten.
In einem Punkt allerdings wird jeder Arzt den Zeigefinger heben: Und zwar angesichts der beliebten Sahne-Milch-Sirup-Variationen à la „Hier noch ein Schuss Haselnusssirup, da noch ein Löffel Kakaopulver“. Denn seit amerikanische Kaffeeketten ihren Siegeszug durch Deutschland angetreten haben, verschwimmen die Grenzen zwischen Kaffeespezialität und Dessert mehr und mehr. „Bei solchen Mischungen darf man den Kalorienaspekt nicht unterschätzen“, warnt Keller. Gegen Mischungen wie Latte Macchiato und Cappuccino hat die Ernährungsexpertin Keller übrigens nichts einzuwenden: „Das ist ein guter Weg, Milch aufzunehmen, gerade wenn diese sonst im Ernährungsplan zu kurz kommt.“ V. Assmann
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