Deutscher Palermo-Stadtplan gegen die Mafia

ROM - Wie wäre es denn mit einem «pizzo-freien» Urlaub auf Sizilien? Nein, nicht Pizza - auf die muss keiner verzichten, der gen Süden reist. Es geht um das «Schutzgeld», das die Mafia Restaurant- und Ladenbesitzern abknöpft. Ein neuer Palermo-Stadtplan für Touristen führt die Läden und Gaststätten auf, die sich weigern, «pizzo» zu zahlen.
Restaurant- oder Ladenbesitzer auf Sizilien, die kein «Schutzgeld», das so genannte «Pizzo», zahlen wollen, leben gefährlich: Oft werden die Autos oder Geschäfte der «Nichtzahler» angesteckt oder demoliert. Schwere Körperverletzung oder sogar Mord sind ebenfalls nicht selten.
Allein auf Sizilien bezahlen schätzungsweise 50.000 Betriebe Schutzgeld. Schließlich droht die Mafia vieltausendfach mit Gewalt. Doch in der sizilianischen Metropole und Mafia-Hochburg Palermo haben sich bereits 400 Ladenbesitzer, Händler, Restaurantbetreiber und Hoteliers zusammengetan, weil sie den Clans keine «Schutzgelder» mehr bezahlen wollen.
Seit 2004 gibt es die Kampagne «Addiopizzo». Ihr Motto: «Ein Volk, das Schutzgelder zahlt, ist ein Volk ohne Würde.» Doch was es bedeutet, sich gegen die Schutzgeld-Eintreiber zu stellen, weiß auch Giovanni Ceraulo. Der Inhaber der Bekleidungskette «Primavisione» büßt in diesen Tagen dafür, vier Mafiosi vor Gericht entlarvt und damit hinter Gitter gebracht zu haben.
Als dann das Quartett, darunter der als «Diabolik» verrufene Francesco Russo, zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt war, gingen bei Ceraulo nachts die Scheiben der Auslagen zu Bruch. Die Cosa Nostra will ihm mehr denn je ans Leder. Sein Auto hatten Unbekannte auch schon einmal angezündet.
Um die Schattenseiten Palermos einen Bogen machen
Jetzt können auch deutschsprachige Sizilien-Urlauber ihren Beitrag zum Kampf gegen die Mafia leisten. «Tschüs Schutzgeld» ist das Motto einen neuen Palermo-Stadtplans und -tourenführers mit all jenen Läden, Restaurants und Hotels, die sich verpflichtet haben, der Cosa Nostra kein «Pizzo» zu zahlen. Wer dort einkauft, isst oder bucht, bereichert nicht noch nebenbei die «Krake Mafia».
Die deutsche Botschaft in Rom hat der Bürgerinitiative «Addiopizzo» unter die Arme gegriffen und die deutschsprachige Ausgabe des «pizzo-freien» Stadtplans und -tourenführers ermöglicht. Stellen die deutschsprachigen Besucher doch die wichtigste Gruppe unter den ausländischen Touristen auf der Mittelmeerinsel.
Die Anti-Mafia-Bewegung beweise Zivilcourage und verdiene Hilfe, sagte Botschafter Michael Steiner am Donnerstag bei der Vorstellung des «Führers für kritische Verbraucher» in deutscher Sprache - auf Italienisch und Englisch gab es ihn schon. Die Anti-Pizzo-Pläne gibt es am Bahnhof und Flughafen, in Hotels und Restaurants, die bei der Kampagne mitmachen, sowie in Tourismusbüros. (nz/dpa)