Der schlaue Schlüssel - mit Alkoholsensor sicher nach Hause
Erst pusten, dann schließen: Münchner Forscher erfinden einen Zündschlüssel, der auch den Promillegehalt im Atem misst. Und Sie zur Not vom Autofahren abhält.
MÜNCHEN Achtung: Wenn Sie demnächst auf dem Christkindlmarkt fröhliche Menschen erblicken, die in ihre Autoschlüssel pusten – dann rufen Sie nicht die Polizei! Es handelt sich hier nämlich keineswegs um ein halluzinierendes Blockflöten-Ensemble, sondern um vorbildliche Mitbürger. Indem sie in den Schlüssel pusten, testen sie ihren Atem-Alkoholgehalt.
Ein Münchner Forscherteam hat bei Siemens in insgesamt fünfjähriger Arbeit den so genannten "alkoholsensiblen Zündschlüssel" entwickelt. "Der Sensor basiert auf einem kleinen Metalloxyd-Kügelchen im Schlüssel, das den Alkoholgehalt in der Lunge misst", erläutert Maximilian Fleischer, der Leiter der Arbeitsgruppe chemische Sensorik im Siemens-Forschungszentrum Perlach. "Derzeit wird der Zündschlüssel in Zusammenarbeit mit einem Autohersteller in Skandinavien im Feldversuch erprobt."
Der Clou: Man kann die Elektronik im Zündschlüssel so einstellen, dass er bei Überschreiten eines bestimmten Messwertes blockiert und sich das Auto nicht mehr starten lässt. So werden angesäuselte Fahrer gezwungen, ihren Wagen stehen zu lassen.
Der Fahrer muss drei Sekunden lang pusten
Die Sensoren sollen fast so feinfühlig sein wie in professionellen Alkoholmessgeräten der Polizei. So erkennt der schlaue Schlüssel beispielsweise, ob man nur eine Weinbrandbohne genascht oder ordentlich gebechert hat.
"Ähnlich wie bei den Messgeräten der Polizei beginnt der Schlüssel seine Messung erst, wenn eine gewisse Menge Luft ausgeatmet wurde, man also sicher sein kann, dass diese Luft tief aus der Lunge kommt", sagt Fleischer. Der Fahrer muss um die drei Sekunden lang pusten.
Die Forscher verwendeten für den Alkohol-Sensor ein besonders robustes Metalloxyd, das Temperaturen von mehr als 750 Grad aushält. "Das heißt, es macht auch nichts wenn man den Autoschlüssel mal in der Sonne oder in der Kälte liegenlässt, die Messung bleibt genauso zuverlässig", sagt Fleischer.
Annette Zoch
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