Der Peter Pan des Pop
Kinderstar, King of Pop, Kunstfigur und Zombie: Heute wird Michael Jackson 50. Erwachsen will er auch weiterhin nicht werden.
Zum Geburtstag hat er sich angeblich eine neue Nase geschenkt – die 30. Korrektur. Aber feiert einer, der nicht von dieser Welt ist, überhaupt seinen Fünfzigsten? Singen seine drei Kinder Michael Jackson ein Ständchen oder wird er – wie kürzlich – im Rollstuhl, mit Mundschutz und im Schlafanzug, durch Las Vegas geschoben?
Sicher ist nur, dass die 50 für Michael Jackson, der wie Peter Pan nie erwachsen werden will, keine Bedeutung hat. Er will Kind bleiben, weil er nie eins war. Sein Vater, ein Kranfahrer, prügelt ihn und seine Brüder von kleinauf in die Karriere. Er wächst vor Publikum auf – in den Scheinwelten zwischen Bühne, Studios und Videos.
Grund genug, um anders als andere Kinderstars, später zum universellen Mischwesen mit maskenhaften Zügen zu werden, bei dem Haut und Nase abblättern? Warum Michael Superstar seinen Körper und seinen Ruf so nachhaltig ruiniert hat wie kaum jemand im Showgeschäft, das sorgt noch immer für Rätsel – und bestenfalls Mitleid.
Der Gesichtsverlust beginnt zwischen seinem Solo-Durchbruch „Off The Wall“ 1979 und „Thriller“ 1982, einem der meist verkauften Alben aller Zeiten. Die ersten kosmetischen OPs – mittlerweile sollen es über 50 sein, später kommen Größenwahn, Verschwendungssucht und Schuldenberge dazu. Er schafft sich sein Märchenreich – die 1000-Hektar-Ranch Neverland. Dort bleibt für ihn die Zeit stehen und da ist angeblich passiert, was 1993 erstmals öffentlich wird: Jackson soll sich Kindern unsittlich genähert haben. Eine millionenschwere Abfindung wendet einen Prozess ab. Zehn Jahre später gibt es neue Vorwürfe. Der Ex-Chartsstürmer, der insgesamt 450 Millionen Tonträger verkauft und mit seinem „Moonwalk“ die Fans verzaubert hat, muss vor Gericht. Ein Schauprozess – 2005 wird er frei gesprochen. Der freie Fall des einstigen „King of Pop“ und inzwischen dreifachen Vaters geht weiter. 2006 muss er die Ranch dicht machen und die Rechte an 251 Beatles-Songs (Schätzwert: 680 Millionen Euro) verkaufen. Heimatlos zieht er von Bahrain nach Irland und zurück nach Amerika. Angeblich bastelt er an einem Comeback. In der neuen Zombie-Edition seines Albums „Thriller“ wankt er als Untoter über den Friedhof. Hat der Cyborg aus Nimmerland noch die Kraft, als Künstler wieder auf zu erstehen?
„Viele haben ihn schon totgesagt, aber er ist noch immer weltweit anerkannt für das, was er künstlerisch geleistet hat“, so sein langjähriger Vertrauter, der Impressario Marcel Avram, zur AZ. „Ganz gleich, für wie verrückt ihn die Leute halten, Michael ist ein Genie! Mögen sich seine Wünsche erfüllen.“
Renate Schramm
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