Der Mythos der Mustangs

Die bekanntesten Pferde des Wilden Westens sollen dezimiert werden – weil sie den Rinderherden Konkurrenz machen. Eine Milliardärin kämpft für das Überleben der Mustangs.
Frei galoppierende Mustangs sind der Inbegriff des Westens in den USA. Sie gehören zur Kulisse von Hollywood-Western, zu den Highlights jeder Reise durch den „Wilden Westen“ und zum romantischen Mythos des Cowboylebens. Doch etwa 2000 Tieren droht nun ein unromantisches Ende: Die wilden Pferde sollen eingeschläfert werden.
Das US-Bundesamt für Landverwaltung hat bereits grünes Licht für den Plan gegeben. Der Bestand von mehr als 30 000 freilaufenden Pferden und Eseln soll reduziert werden, denn sie kosten die US-Regierung viel Geld. Doch Tierschützer schlugen Alarm und in dieser Woche kam ihnen Madeleine Pickens zur Hilfe.
Die britisch-libanesische Ehefrau des texanischen Milliardärs und Öl-Magnaten T. Boone Pickens empörte sich: „Es ist unfassbar, wenn dies erlaubt würde. Euthanasie ist einfach nicht drin“. Die engagierte Tierschützerin plädiert patriotisch: „Unser Land wurde von Pferden geprägt und wir sollten sie ehren, nicht schlachten“.
Einst gab es riesige Herden
Mit den Spaniern kamen im 16. Jahrhundert die bis dahin in der Neuen Welt unbekannten Pferde nach Amerika. Von einst riesigen Herden auf den Prärien waren Anfang der 1970er Jahre weniger als 10 000 Tiere übrig. Der Kongress verabschiedete damals ein Gesetz zum Schutz der Mustangs mit dem Ziel, „die lebenden Symbole des historischen Pioniergeistes des Westens“ zu schützen. Doch inzwischen sind es vor allem den Rinderzüchtern zu viele geworden.
Mehr als 30 000 Tiere grasen frei in zehn westlichen Bundesstaaten, die Hälfte von ihnen in Nevada. Noch einmal so viele Mustangs leben auf eingezäunten Flächen. Jedes Jahr werden tausende Tiere eingefangen, um die „Überpopulation“ zu senken, schließlich konkurrieren die Pferde im trockenen Westen mit Rindern um Wasser und Gras. Nun muss der Staat den Landwirten viel Geld zuschießen, um das Zuchtvieh ernähren zu können. Es gibt ein Adoptionsprogramm, das Pferdeliebhabern zum Spottpreis einen Mustang schenkt. Doch wegen der Wirtschaftsflaute wollen sich immer weniger Amerikaner ein eigenes Pferd leisten.
Tierschützer hoffen auf Obama
„Wir wollen eigentlich keine Einschläferungen, aber das Wasser steht uns bis zum Hals“, sagt das US-Bundesamt für Landverwaltung. Die Tierschützerin Deanne Stillman wundert sich, warum es in der freien Wildbahn, wo drei bis vier Millionen Rinder leben, nicht mehr Platz für Mustangs gibt. „Es ist doch seltsam, dass unser Land so viele Rinder aushält, aber ein Problem mit wilden Pferden hat.
Pickens hat ehrgeizige Pläne, mit Hilfe von Spenden, eigenem Geld und vom Staat gesponserten Steueranreizen will sie alle eingepferchten Mustangs in ihre Obhut bringen. Rückendeckung versprechen sich die Tierschützer auch von dem designierten US-Präsidenten Barack Obama. Der hatte als Senator einen Gesetzentwurf zum Schutz der Wildpferde eingebracht.