Der Münchner Sommer 2009: So war er wirklich
Sonnig oder regnerisch? Jeder hat andere Erinnerungen an die letzten Monate. Warum wir das Wetter so unterschiedlich wahrnehmen
MÜNCHEN Nach der Rückkehr aus dem Urlaub ist er
Fest steht, dass es auch noch weit in den September hinein (spät)sommerlich bleiben soll, mit viel Sonne und Temperaturen bis zu 25 Grad. Damit läge der Herbstmonat durchaus im Soll des langjährigen Mittels. Und die vergangenen Monate?
Zur Beantwortung dieser Frage hat Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt vom Ingelheimer „WetterKontor“ für die AZ seine Statistiken gewälzt. Ergebnis: Der Sommer 2009 war in München – mit Ausnahme des regnerischen Junis – sonniger und wärmer, wie es das durchschnittliche Mittel der letzten 30 Jahre erwarten lässt (siehe Grafik).
Das ging schon im späten Frühjahr los, der April brach (fast) alle Wärme- und Sonnenscheinrekorde dieses Jahrhunderts. Launiger war der Mai. Der brachte zwar erheblich höhere Temperaturen und auch mehr Sonnenscheinstunden als im langjährigen Mittel, dafür aber auch größere Regenmengen.
„Richtig schlecht, nicht nur in der Wahrnehmung“, so Meteorologe Schmidt, war der regenreiche und zu kühle Juni. Aufwärts ging es dann im durchaus durchschnittlichen Juli, der August wurde schließlich zum ausgesprochenen Wonnemonat, mit 263 Sonnenstunden, halb soviel Niederschlägen wie gewöhnlich und einer Durchschnittstemperatur von fast 20 Grad. Soweit die Statistik.
Doch in der Wahrnehmung werden die vergangenen Monaten den meisten Münchnern als nicht gerade gelungener Sommer in Erinnerung bleiben. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
April und Mai hatten einen schönen Sommer verheißen, „und dann fiel mit dem Juni ausgerechnet der erste Sommermonat ins Wasser“, sagt Schmidt. „Damit war für viele der Sommer schon gelaufen.“
Daneben spielt den meisten Menschen aber auch die Erinnerung einen Streich: Wir erinnern uns hauptsächlich an Extreme, an für die Jahreszeit eher ungewöhnliche Wetterlagen: Also eher an die zu kühle und verregnete Juni-Woche als an die zwei Wochen Hochsommer im August, die ja – scheinbar – normal sind.
Das gleiche gilt natürlich auch für den Winter: Ein kalter, schneereicher Februar bleibt nicht so gut im Gedächtnis wie eine Woche Sonne und Wärme in diesem Monat, der schon die erste Maß im Freien erlaubte.
Und auch die paar Tage im Jahr, an denen der Wolkenstau an den Alpen München und dem Oberland Dauerregen beschert, bleiben besser im Gedächtnis als die 20 oder 30 Föhntage, an denen es in ganz Deutschland regnet – nur in München nicht.
Aber es ist ja schön, dass der Gesprächsstoff nicht ausgeht – egal wie das Wetter ist. Michael Heinrich
- Themen: