Der Mann fürs Krawummm

Hermann Joha ist Deutschlands erfolgreichster Action-Produzent. Er zeichnet verantwortlich für „Der Clown“, „Motorradcops“ und „Wilde Engel“. Dazu produziert er für RTL die Actionserie „Alarm für Cobra 11“. Dafür geht er nicht gerade zimperlich zu Werke: Mehr als 3100 Autos hat er schon zerstört. Bisher.
von  Abendzeitung
Semir (Erdogan Atalay, l.) und Chris (Gedeon Burkhard) schaffen es gerade noch, die Autobahn zu evakuieren, als die Gasleitung explodiert.
Semir (Erdogan Atalay, l.) und Chris (Gedeon Burkhard) schaffen es gerade noch, die Autobahn zu evakuieren, als die Gasleitung explodiert. © az

Hermann Joha ist Deutschlands erfolgreichster Action-Produzent. Er zeichnet verantwortlich für „Der Clown“, „Motorradcops“ und „Wilde Engel“. Dazu produziert er für RTL die Actionserie „Alarm für Cobra 11“. Dafür geht er nicht gerade zimperlich zu Werke: Mehr als 3100 Autos hat er schon zerstört. Bisher.

KÖLN Brennende Autos fliegen durch die Luft, eine Feuerwalze schiebt sich entlang der Autobahn, in Panik laufen Menschen davon. Doch natürlich schaffen es die smarten Cops Semir Gerkan (Erdogan Atalay) und Chris Ritter (Gedeon Burkhard) auch diesmal wieder, das Schlimmste zu verhindern. Spektakulär geht die neue Staffel der RTL-Action-Serie „Alarm für Cobra 11“ los.

Seit zwölf Jahren läuft „Cobra 11“. Während die Sender eine Flop-Serie nach der anderen produzieren, hält sich der Dauerbrenner weiterhin. Die beiden letzten Staffeln hatten durchschnittlich 4,6 Millionen Zuschauer, der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag bei 19,6 Prozent. Mehr als 3100 Autos hat „Cobra 11“-Produzent und Action-Spezialist Hermann Joha seit 1996 schon geschrottet. Allein für die Explosionsszene in der heutigen Pilot-Folge wurden 14 Autos und 250 Liter Benzin in die Luft geschossen.

Joha´s eigene Autobahn

Gedreht hat Joha auf seiner eigenen Autobahn. Vierspurig, einen Kilometer lang und mit zwei Wendeschleifen hat er die laut RTL „größte Filmkulisse Europas“ in Aldenhoven in NRW 2005 hinstellen lassen. „Hier kann man ganz andere Dinge inszenieren“, sagt Joha der AZ. „Wenn ich um 18 Uhr eine offizielle Autobahn zurückgebe und da ist ein Riesen-Loch in der Mitte, dann habe ich ein sehr teures Problem. Sollte das bei unserer Autobahn-Kulisse passieren, ist das aber schnell repariert.“

Joha hat schon mit 17 als Stunt-Profi gearbeitet. In den Achtzigern, als Film-Action meist aus Amerika kam, sorgte er in der bayerischen Kultserie „Irgendwie und Sowieso“ dafür, dass der Sepp an der richtigen Stelle seine Unfälle baute. 1992 gründete Joha seine Produktionsfirma Action Concept, war seitdem für Serien wie „Der Clown“, „Motorradcops“ und „Wilde Engel“ zuständig.

Die Fahrzeuge sind oft schon Schrott, wenn sie bei Joha ankommen. „Die meisten Autos bekommen wir ganz regulär über das Internet“, sagt er. „Unsere hauseigene KFZ-Abteilung kümmert sich dann darum, dass die Karosserie schick aussieht.“

Wenn Autos nur an einer Seite ansehnlich sind, dienen sie mit ihrer Schokoladenseite als Schutz, zum Beispiel bei Dreharbeiten in den Städten „an sensiblen Stellen“. Die Gefahr ist nämlich immer mit dabei, wenn Joha drehen lässt – egal wie gut er und sein Team vorbereitet sind. „Man hat immer ein unkalkulierbares Moment – ähnlich wie im Motorsport oder beim Freeclimbing“, sagt Joha.

Stunts nicht schlechter als bei Jerry Bruckheimer

Spektakulär muss es natürlich in jedem Fall aussehen, auch wenn Joha sich weigert, die Serie auf die kaputten Autos zu reduzieren. „Daran allein hätte man sich mit Sicherheit schnell satt gesehen“, sagt er. Stolz klingt es aber trotzdem, wenn er seine Serie an Hollywood-Action misst: „Unsere Produktionsqualität ist keinen Deut schlechter als die eines Jerry Bruckheimer“, sagt Joha.

Mit „112 – Sie retten dein Leben“ produziert er jetzt ein neues Format für RTL: eine tägliche Serie. Im Mittelpunkt steht eine Rettungsleitstelle mit Polizisten, Notärzten und Feuerwehrleuten. Action wird es also wieder viel geben. „Bei einem täglichen Format kann man aber natürlich nicht mit dem Aufwand einer ,Cobra’ arbeiten, bei der jede Stuntsequenz sechs bis acht Wochen Vorbereitung hat“, sagt Joha. Die Serie „Cobra 11“ ist schon lange ein Exportschlager. In etwa 100 Ländern ist sie laut Joha bereits verkauft, gerade wegen der gut gemachten Action. „Ganz anders ist es mit deutscher Comedy. Die Franzosen finden es garantiert nicht lustig, die Italiener noch weniger und die Amerikaner schon gar nicht“, sagt Joha. „Action dagegen kennt keinen kulturellen Unterschied.“

Angelika Kahl

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