Dein Arzt, der Guru: Die Esoterik-Welt von Garri R.

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Der nach dem Tod seiner Patienten verhaftete Psychotherapeuten Garri R. hat seine umstrittene Drogen-Methode bei einem Schweizer Esoteriker gelernt. Ärztekollegen warnen vor Scharlatanerie
BERLIN Sie suchten ihr Seelenheil – und fanden den Tod. Zwei Tage nach der mysteriösen Therapiesitzung, bei der in Berlin zwei Männer starben, werden weitere Details über die fragwürdigen Methoden des Psychotherapeuten Garri R. bekannt.
Laut Polizei soll Garri R. jedem seiner Patienten einen anderen Drogenmix gegeben haben – aus Heroin, Amphetaminen und LSD. Der 55-jährige Ekkehard N. liegt derzeit noch im Koma, es besteht weiter Lebensgefahr.
Schweizer Zeitungen nenne Widmer den "Sex-Guru"
Wie ein Angehöriger des getöteten 28-jährigen Patienten berichtet, habe der aus Taschkent (Usbekistan) stammende Arzt die Experimente mit bewusstseinserweiternden Drogen bei dem Schweizer Psychiater Samuel Widmer gelernt. "Garri R. war vor fünfzehn Jahren Schüler bei mir", bestätigt Widmer. Er sei "schockiert" über die Todesfälle.
Widmer selbst experimentierte bis 1993 mit behördlicher Genehmigung mit LSD. Seither verwendet er nach eigenen Angaben nur noch zugelassene Narkosemittel. Schweizer Zeitungen nennen Widmer den "Sex-Guru". Er vertritt unter anderem die Theorie des so genannten "ehrbaren Inzests": Wenn zwei Menschen füreinander bestimmt seien, dürften sie auch miteinander schlafen – auch, wenn sie Vater und Tochter sind.
"Grenzen von Sekten und Psychoangeboten verwischen"
Offenbar stecken auch Garri R. und seine Partnerin Elke P. tief in diesem Esoterik-Sumpf. Kommendes Jahr wollte Widmer einen Vortrag bei Garri R. halten, R. selbst hat eine "Atem-Heil-Meditation" auf CD herausgegeben. "Die Grenzen von Sekten und Psychoangeboten verwischen", kritisiert Sektenexperte Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle Weltanschauung. Seiner Ansicht nach trägt auch Widmers Schweizer "Kirschblütengemeinschaft" Sekten-Merkmale. "Die großen Sekten stagnieren, dafür gibt es immer mehr Klein-Gurus." Auch Garri R. könnte so einer gewesen sein.
Schockiert sind die Kollegen des Arztes: "Wenn ein Arzt Drogen gibt und das Psychotherapie nennt, ist das für mich Scharlatanerie", sagt die renommierte Psychoanalytikerin Eva Jaeggi. Sie sorgt sich um das Ansehen ihres Berufs: Dieser Fall schaffe neues Misstrauen. Die Berliner Ärztekammer hat gegen Garri R. ein berufsrechtliches Verfahren eingeleitet, ihm soll die Approbation entzogen werden. Präsident Günther Jonitz: "Er hat das Vertrauen seiner Patienten massiv missbraucht."
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