Das Wüstenstrom-Projekt Desertec

Sauberer Strom aus der Wüste für die Menschen in Europa, Nordafrika und im Mittleren Osten – das ist das Ziel des Desertec-Projekts.
von  Abendzeitung
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München - Sauberer Strom aus der Wüste für die Menschen in Europa, Nordafrika und im Mittleren Osten – das ist das Ziel des Desertec-Projekts.

Der Gedanke dahinter: Wenn die Wüsten in wenigen Stunden mehr Energie von der Sonne empfangen, als die Menschheit in einem Jahr verbraucht – warum dann nicht in die Wüsten gehen und die Energie dort einsammeln? Dazu sollen riesige Solarkraftwerke in der Region entstehen, aber auch Windparks könnten das Netzwerk ergänzen. Die Vision: Bis 2050 sollen über die Anlagen neben Energie für die Region auch rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs produziert und über Fernleitungen transportiert werden.    

Hinter dem Projekt Desertec steht zum einen die gleichnamige Hamburger Stiftung, die weltweit Wüstenstromprojekte voranbringen will. Um konkrete Nordafrikaprojekte bemüht sich dagegen das Industriekonsortium „Desertec Industrial Initiative (DII)“, das bis Ende 2012 einen Gesamtplan durchrechnen und präsentieren soll. Zu den DII-Gründungsmitgliedern zählen der weltgrößte Rückversicherer Munich Re, die Deutsche Bank, die Energiekonzerne Eon und RWE sowie die Technologiespezialisten Siemens und ABB.

Das erste Desertec-Referenzprojekt ist derzeit in Planung: In Marokko soll ein Kraftwerkspark mit einer Leistung von 500 bis 1000 Megawatt entstehen. Der erste Strom könnte dort 2015 fließen. Als ein Knackpunkt gilt dabei das Geld. Laut einem DII-Szenario könnten bis 2050 rund 400 Milliarden Euro in Wüstenstrom-Projekte gesteckt werden.

Das Problem: Bisher liegen die Kosten für die Stromgewinnung mittels Solarthermie und Photovoltaik noch über Marktniveau, wie DII- Chef Paul van Son kürzlich selbst einräumte: „In Spanien kostet eine Kilowattstunde Solarthermie etwa 25 Cent. Strom wird an der Börse für fünf bis sechs Cent gehandelt.“ Vor diesem Hintergrund werde Desertec zunächst auf staatliche Subventionen in Form von Anreizprogrammen angewiesen sein.

Ab dem Jahr 2030 soll das Investitionsaufkommen für die Wüstenprojekte dann aber kräftig steigen. Dann dürften sich Investitionen nach Einschätzung der Initiatoren wegen des dann hohen Ölpreises und der steigenden Umweltkosten rechnen.

dpa

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