Das unheimliche Kälbersterben
Immer mehr der jungen Tiere verenden an Blutungen. Veterinäre kennen die Ursachen der rätselhaften Krankheit nicht
MÜNCHEN Landwirte und Tierärzte sind aufgeschreckt: Seit einiger Zeit macht sich in Deutschland ein mysteriöses Kälbersterben breit. Innerhalb kürzester Zeit verenden die Tiere an inneren und äußeren Blutungen.
Allein am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen wurden seit Anfang 2008 rund 60 tote Kälber untersucht – in Deutschland sollen hunderte junge Kühe gestorben sein.
Doch die Erlanger Veterinäre sind ratlos – wie überall, wo die Krankheit bisher auftrat. Landesamt-Sprecherin Katrin Grimmer zur AZ: „Wir haben die Kadaver in alle Richtungen untersucht, aber noch keine Krankheitsursache gefunden – kein Virus, kein Bakterium, kein anderer bekannter Infektionsweg kommt in Frage.“ Ein Forschungsprojekt soll jetzt der Krankheitsursache auf die Spur kommen.
Was bisher bekannt ist, ist der Krankheitsverlauf. Die ersten Symptome des „Blutschwitzens“ treten bei sehr jungen Kälbern auf – und führen innerhalb weniger Tage oder Wochen zum Tod.
Die zunächst gesunden Tiere werden matt, bluten an Körperöffnungen, Schleimhäuten und auch durch die unverletzt erscheinende Haut. Häufig verenden die Jungtiere an den Folgen des Blutverlustes. Experten des bayerischen Tiergesundheitsdienstes fanden bisher bei allen betroffenen Kälbern auch starke innere Blutungen. Zudem war das blutbildende Knochenmark der Kälber stark geschädigt.
So könnten die Blutungen Folge einer Blutgerinnungsstörung sein, weil die dafür benötigten Blutplättchen nicht mehr im Knochenmark hergestellt werden. Auffallend: Die Krankheit häuft sich in bestimmten Betrieben, tritt in anderen gar nicht auf.
Trotzdem ist sie, so Katrin Grimmer, nach bisherigen Erkenntnissen nicht ansteckend, auch nicht für Menschen. Michael Heinrich
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