Das Streik-Chaos: Bei der Bahn droht Überfüllung
Zehntausende Passagiere sind vom Pilotenstreik betroffen. Auch bei der Bahn droht von heute bis Donnerstag heillose Überfüllung. Die AZ klärt die wichtigsten Fragen zum Streik-Chaos.
Worum geht es in dem Streik? Neben Geld geht es vor allem um eine Arbeitsplatzgarantie und die Forderung der Gewerkschaft, auf Entscheidungen des Unternehmens Einfluss zu nehmen. Noch am Wochenende hatte es ein Spitzentelefonat zwischen dem Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber und dem Präsidenten der Pilotenvereinigung Cockpit, Winfried Streicher, gegeben – ohne Ergebnis. Die Lufthansa hatte zuletzt eine Jobgarantie angeboten, wollte dafür aber mehr als die bislang angebotenen zwölf Monate Nullrunde. Einfluss auf Geschäftsentscheidungen lehnt die Lufthansa ab.
Die Gewerkschaft fürchtet besonders, dass die Lufthansa Strecken an billigere Töchter verlagert. In den vergangenen acht Jahren ist laut Cockpit die Zahl der Lufthansa-Maschinen im Konzern von 300 auf 850 gestiegen, aber nur zwei davon gehören zum Bereich des Konzerntarifvertrages.
Wen betrifft der Streik? Zehntausende Passagiere dürften betroffen sein, die Lufthansa rechnet mit Millionenschäden. Bestreikt werden ab Montag 0.00 Uhr Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. Flüge aus dem Ausland nach Deutschland wollen die Piloten zwar noch absolvieren, dann aber die Maschinen parken. Nach dem Notfallplan der Lufthansa sollen rund zwei Drittel der bestreikten Flüge ausfallen, ein Drittel soll unter anderem mit Hilfe von Piloten aus dem Management angeboten werden.
Insgesamt würden damit bei Lufthansa rund 3200 Flüge ausfallen. Beim Billigflieger Germanwings sollen rund zwei Drittel der Flüge trotz des Streiks stattfinden (siehe Kasten rechts) – es wurden unter anderem Maschinen und Besatzungen von anderen Gesellschaften angemietet.
Nicht bestreikt werden die Lufthansa-Regionalpartner wie Cityline oder Eurowings, die auf weniger stark nachgefragten Routen unterwegs sind.
Bekommen die Passagiere das Geld zurück? Ja. Das gilt aber nur, wenn der Flug auch wirklich gestrichen wurde. Umbuchen kann kostenfrei, wer eine Ticket vor dem 18. Februar gekauft hat und genau dieselbe Strecke vor dem 31. März fliegen will.
Kann man jetzt auf die Bahn umsteigen? Ja, wer ein elektronisches Ticket (etix) hat, bekommt am Lufthansa-Check-in-Automaten einen Reisegutschein. Man kann auch eine Bahnfahrkarte kaufen und sie zusammen mit dem Flugticket bei der Lufthansa einreichen.
Kommt es zum Bahn-Chaos? Das kann gut sein. Die Bahn rechnet mit „erheblich mehr“ Fahrgästen. Der Streik kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt. Denn die Bahn kämpft sowieso mit einem ICE-Chaos. Teile der Flotte müssen häufiger gewartet werden, Achsen müssen ausgetauscht werden (AZ berichtete). Das heißt, auf vielen ICE-Strecken fahren bereits langsamere Züge und die Bahnen sind voll. „Wir pfeifen schon jetzt personell und technisch aus dem letzten Loch“, sagte der Vorsitzende der Bahngewerkschaft, Klaus-Dieter Hommel. „Da nutzt die beste Kooperation mit Lufthansa nichts, wenn die Züge bereits jetzt übervoll sind.“ta
Infos: www.lufthansa.com und Tel. 08008506070;
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