Das große Aufräumen nach "Emma"
BERLIN - Das Orkantief „Emma“ hat mit gewaltiger Kraft über Deutschland und anderen europäischen Ländern gewütet und mindestens 14 Menschen in den Tod gerissen. Das ganze Ausmaß der materiellen Schäden ist nach Angaben der Münchner Rück noch nicht absehbar.
Das Orkantief „Emma“ hat mit gewaltiger Kraft über Deutschland und anderen europäischen Ländern gewütet und mindestens 13 Menschen in den Tod gerissen. Bundesweit starben fünf Menschen. Das Unwetter wehte Dächer weg, entwurzelte Bäume, kippte Fahrzeuge um, zerstörte Stromleitungen und brachte den Reiseverkehr durcheinander. Polizei und Feuerwehr sprachen von Schäden in Millionenhöhe.
Vor allem in Süddeutschland gab es am Samstag, dem meteorologischem Frühlingsanfang, heftige Hagelschauer, Schnee, Gewitter und Überschwemmungen. Viele Menschen wurden verletzt. In Bayern knickte eine Kirchturmspitze ab, in Wien fiel ein Kran auf Bahngleise, an der Nordsee liefen Sturmfluten auf.
Nicht vergleichbar mit "Kyrill"
Am Sonntag beruhigte sich die Lage. Die Aufräumarbeiten waren in vollem Gange. Die Münchener Rück konnte die genaue Höhe der Versicherungsschäden noch nicht schätzen. Am stärksten betroffen war Bayern, wo es am Samstag auf Gleisen und Straßen ein Verkehrschaos gab. Nach Angaben der Deutschen Bahn hat „Emma“ jedoch deutlich weniger angerichtet als der Orkan „Kyrill“ im Januar 2007. „Der Sturm war in Dauer und Intensität nicht vergleichbar“, sagte ein Sprecher. Am Sonntag hieß es auf den meisten Strecken wieder: Freie Fahrt!
Vielerorts erreichte „Emma“ am Samstag Windgeschwindigkeiten von mehr als 120 Kilometern pro Stunde. Den Rekordwert registrierte der Wetterdienst meteomedia mit 222 km/h auf dem 1838 Meter hohen Wendelstein in den Bayerischen Alpen. Örtlich stürzten gewaltige Regenmengen nieder. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden zwischen Freitag- und Samstagmorgen in Beerfelden im Odenwald (Hessen) 63,6 Liter pro Quadratmeter gemessen.
Tote in fünf Bundesländern
Das Geschehen sei teilweise „dramatisch“ gewesen, berichtete meteomedia-Chef Jörg Kachelmann. Doch „Emma“ habe nicht so großflächig gewütet wie „Kyrill“. Der Orkan hatte vor einem Jahr mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 202 Kilometern pro Stunde eine Schneise der Verwüstung durch Europa geschlagen. 47 Menschen starben, 11 davon in Deutschland. Nach Einschätzung von Versicherern hatte „Kyrill“ einen Schaden von mehr als drei Milliarden Euro angerichtet.
In Deutschland forderte „Emma“ Menschenleben in fünf Bundesländern: Im Westerwald (Rheinland-Pfalz) wurde ein 58-Jähriger in einem Auto von einer Fichte erschlagen. In Bayern erfasste eine Böe einen Motorrollerfahrer (72) und drückte ihn in den Gegenverkehr. In Sachsen kam eine 68-Jährige bei einem Autounfall ums Leben. In Baden-Württemberg starb ein 19-jähriger Autofahrer, als er trotz eines starken Graupelschauers auf eisglatter Fahrbahn überholte und mit einem Transporter zusammenstieß. In Sachsen-Anhalt wurde ein 48- Jähriger mit seinem Kleintransporter in die Mittelleitplanke geweht.
Der Orkan wütete auch in den Nachbarländern. Je zwei Tote gab es in Tschechien und Polen, vier in Österreich. Darunter waren nach Angaben der österreichischen Polizei zwei deutsche Urlauber. In Tirol starb nach Angaben der Nachrichtenagentur APA ein 77 Jahre alter deutscher Tourist, als ein Baum auf sein Auto krachte. Ebenfalls in Tirol kam auf einem Campingplatz ein 69-Jähriger aus dem Raum Friedrichshafen ums Leben. Eine Windböe hatte den Urlauber und seine Frau unter dem eigenen Wohnwagen begraben. Die Frau kam ins Krankenhaus.
In St. Pölten wurde eine Frau getötet, als ein Baum ihr Cabrio zerschmetterte. Im Bundesland Salzburg wurde ein Urlauber in einem Taxi von einem herabstürzenden Felsbrocken erschlagen.
In Tschechien forderte „Emma“ zwei Menschenleben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur CTK wurde ein Mann auf einem Friedhof von einem herabfallenden Metallstück getötet. Ein elfjähriges Mädchen wurde unter einem umstürzenden Baum begraben. Vier südböhmische Landkreise riefen den Notstand aus, berichtete Radio Prag. Am Sonntagmorgen waren in Ostböhmen noch etwa 100 000 Menschen ohne Strom.
In Polen starb ein 42-jähriger Mann, als ein entwurzelter Baum sein Auto zerdrückte, meldete die Nachrichten-Agentur PAP. Ein 28- Jähriger kam ums Leben, weil sich das Dachteil eines vor ihm fahrenden Lasters im Sturm löste und auf sein Auto geweht wurde.
Sportveranstaltungen vom Winde verweht
In Wien kippte im Sturm ein Kran auf die Gleise des Südbahnhofe und beschädigte Signale, Strom- und Oberleitungen, Bahnsteigkanten und eine Außenwand. Der Bahnhof bleibt voraussichtlich bis zum Mittwoch geschlossen. In Rumänien führten „Emma“-Ausläufer zu Überschwemmungen, im Norden des Landes mussten mehr als hundert Familien ihre Häuser verlassen.
Auch wichtige Sportveranstaltungen wurden vom Winde verweht. Das für Samstag angesetzte Fußball-Bundesliga-Spiel Energie Cottbus gegen den VfB Stuttgart fiel ebenso aus wie die alpinen Skirennen in Zwiesel im Bayerischen Wald und Weltcup-Wettbewerbe der Skispringer und Nordischen Kombinierer im finnischen Lahti.