Das Elend in Haiti: „Drei Millionen sind ohne Wasser“

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die die AZ unterstützt, errichtet in Port-au-Prince ein aufblasbares Krankenhaus. Großes Problem ist der Nachschub von medizinischem Material
AZ: Herr Didieu, mit welchen logistischen Problemen haben die Teams zu kämpfen?
LAURENT DIDIEU: Im Moment müssen wir die Patienten unter sehr schlechten Bedingungen behandeln. Das größte Problem ist, dass wir nicht genügend Gesundheitseinrichtungen haben, in denen wir die Menschen behandeln können. Wir konnten aber eine freie Fläche finden, auf der wir ein aufblasbares Krankenhaus aufbauen: Damit haben wir vor Ende der Woche ein zusätzliches Krankenhaus mit 100 Betten und zwei Operationssälen.
Haben Sie ausreichend Strom und Wasser für die chirurgische Arbeit?
Wir haben Wasservorräte für etwa eine Woche und Generatoren für den Strom. Das aufblasbare Krankenhaus kommt vollständig ausgestattet an – einschließlich sanitärer Anlagen, Röntgenmaschine und anderer Dinge. Benzin bleibt ein großes Problem. Wir können in der ganzen Stadt kein Diesel bekommen. Wir haben für maximal noch für drei Tage Benzin auf Lager. Wir müssen überlegen, Benzin aus der Dominikanischen Republik oder aus Miami zu holen.
Und woher bekommt das Team anderes Material?
Wir haben mit zwei Charterflügen Material aus unseren Lagern in Bordeaux eingeflogen. Vor dem Erdbeben war alles auf Haiti verfügbar, die Güter wurden aus Amerika importiert. Aber die Unternehmen, die das betreiben, werden nicht in der Lage sein, in den kommenden Wochen eine angemessene Versorgung zu gewährleisten. Daher müssen wir alles alleine organisieren. Wir prüfen die Möglichkeit, Güter über den Seeweg anzuliefern, das Problem ist allerdings, dass der Hafen in Port-au-Prince zerstört wurde. Daher müssen wir einen anderen Hafen auf Haiti benutzen.
Gibt es noch immer Probleme mit dem Flugverkehr?
Der Transport per Flugzeug ist sehr schwierig. Das größte Problem ist die begrenzte Kapazität des Flughafens Port-au-Prince.
Es gibt einen riesigen Bedarf an Nahrung und Wasser – wird Ärzte ohne Grenzen zur Versorgung beitragen?
Es gibt etwa drei Millionen Menschen, die keinen Zugang zu Nahrung, Wasser und sanitären Einrichtungen haben. Wir können nicht allen in Port-au-Prince helfen. Momentan stellen wir noch kein Wasser zur Verfügung. Wenn wir damit anfangen sollten, müssen wir Wasserquellen einrichten, die zugänglich und nicht verseucht sind. Ein weiterer Schritt wäre, Löcher zu bohren oder Wasserreinigungsanlagen zu errichten.