"Dann schau i grantig"

Alltag als Hauptschullehrerin: Sie kämpft mit der eigenen Motivation, muss Probleme der Schüler lösen und ihre Erwartungen zurückschrauben. Donnerstag ist Hildegard Monheim bei Beckmann  
Agnes Vogt |
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Hildegard Monheim - die Lehrerin aus Oberbayern sitzt am Donnerstag um 23 Uhr in der ARD-Talkshow bei Reinhold Beckmann in der ARD. Sie vertritt die Fraktion "Lehrerin an einer Hauptschule" und wird viel aus ihren 38 Jahren Lehrertätigkeit erzählen.
NDR/ MacMatzen 2 Hildegard Monheim - die Lehrerin aus Oberbayern sitzt am Donnerstag um 23 Uhr in der ARD-Talkshow bei Reinhold Beckmann in der ARD. Sie vertritt die Fraktion "Lehrerin an einer Hauptschule" und wird viel aus ihren 38 Jahren Lehrertätigkeit erzählen.
Die Hauptschullehrerin ist zu der Sendung "Deutschlands Schüler – überfordert und unterfördert?" eingeladen, weil sie gerade ein Buch veröffentlicht hat mit dem Titel: Manchmal schauen sie so aggro - Geschichten aus dem Schulalltag.
NDR/ MacMatzen 2 Die Hauptschullehrerin ist zu der Sendung "Deutschlands Schüler – überfordert und unterfördert?" eingeladen, weil sie gerade ein Buch veröffentlicht hat mit dem Titel: Manchmal schauen sie so aggro - Geschichten aus dem Schulalltag.

 

Alltag als Hauptschullehrerin: Sie kämpft mit der eigenen Motivation, muss Probleme der Schüler lösen und ihre Erwartungen zurückschrauben. Donnerstag ist Hildegard Monheim bei Beckmann

München - Sitzkreis in einer Hauptschule in Bayern. Jeder der Schüler darf erzählen, ob er sich seinen Beruf danach aussucht, ob er Spaß macht oder ob es gutes Geld zu verdienen gibt. Da fragt einer: „Frau Monheim, wie wars denn bei Ihnen? Weil: manchmal, wenn ich Sie seh, dann schauen Sie so aggro.“

Sie liebt es, Lehrerin zu sein

Zack, da war des raus. Hildegard Monheim sitzt etwas verdaddelt vor ihren Schülern. Was antwortet man darauf als Lehrerin? Die Oberbayerin hat sich für die ehrliche Version entschieden. „Wenn ich arg erschöpft bin, dann schau i a bissl grantig“, hat sie sich verteidigt. Und sie schob gleich nach: „Aber ich liebe das, was ich mache: Lehrerin sein.“

Schmiedet Pläne in den Ferien

Sie ist oft erschöpft, das gibt sie zu. Manchmal, während der Ferien, so erzählt sie im Gespräch mit der AZ, schmiedet sie große Pläne: „Ich nehme mir fest vor: Lass dich von den Schülern nicht so zermürben. Ich male mir Projekte aus, die wir zusammen machen können. Aber nach dem ersten Schultag bricht alles wieder über mir zusammen. Ich bin fertig, erschöpft und so müde, als wäre ich nie in Ferien gewesen.“

Lehrer erzählen in Büchern und im Netz

Jetzt hat sie ein Buch über ihre Erlebnisse im Klassenzimmer geschrieben: „Manchmal schauen Sie so aggro – Geschichten aus dem Schulalltag“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9,95 Euro). Bücher, in denen Lehrer von ihren Erlebnissen schreiben, gibt es viele. Nicht selten nehmen sie ihren ganzen Mut zusammen und ziehen richtig vom Leder. Auch das Internet ist voll mit Blogs von Lehrern, die aus ihrem Alltag erzählen und ihrem Frust Luft machen.

Sie feiert kleine pädagogische Erfolge

Hildegard Monheim aber resigniert nicht völlig in ihren 33 Geschichten. Sie zeigt, dass es Hoffnung gibt im Bildungsbetrieb. „Ich kümmere mich um diejenigen, die Unterstützung am nötigsten haben“, sagt sie. Von Beschreibungen über ihre Schüler wie „die Schwächsten der Schwachen“, oder den „Dummen“ hält sie überhaupt nichts. Sie liebt ihre Hauptschüler – auch wenn sie offen zugibt, ihre Erwartungen regelmäßig zurückzuschrauben. Stattdessen feiert sie kleine pädagogische Erfolge. So schreibt sie, „dass ich jeden knutschen könnte, der länger als drei Minuten freiwillig in ein Buch schaut.“

"Monheim" ist ihr Pseudonym

Die Hauptschullehrerin erzählt unter einem Pseudonym. „Ich wollte mir die literarische Freiheit bewahren, einen Schritt zurückzutreten, um die Erlebnisse mit Schülern und Kollegen verfremdet besser auf den Punkt zu bringen“, sagt sie. Und natürlich auch, um Schüler und Kollegen zu schützen. Vor allem dann, wenn sie anschaulich von Problemen mit ihren Schülern schreibt. „Sie schleppen alle einen Rucksack voll Zeug mit, das sie zu Hause nicht abladen können. Die Erfahrung hat mir gezeigt, wenn ich mich nicht um sie kümmere, ist die Atmosphäre so geladen, dass ich nicht unterrichten kann.“

"Niemand darf verurteilt werden"

Desinteresse, sehr hoher Lärmpegel – sie sagt: „Verbal ist immer was geboten.“ Aber: „Dabei darf man niemanden verurteilen, weder Eltern, noch Schüler.“ Ein Balance-Akt ist es für Lehrer, zwischen Eltern, Schülern, dem Lehrplan und den Kollegen nicht zermalmt zu werden.

Monheim bei Beckmann

Donnerstag Abend sitzt Hildegard Monheim bei Reinhold Beckmann. Dort diskutiert sie mit fünf anderen Gästen zum Thema „Deutschlands Schüler – überfordert und unterfördert?“ (ARD, 23 Uhr). Ehrliche Geschichten aus ihrem Alltag sind sicher.

 

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