„Da entsteht ein Schneeballeffekt“

Der 35-jährige Soziologe Jan-Hinrik Schmidt ist Experte für digitale Medien am Hans-Bredow-Institut in Hamburg und erklärt, warum Kontakte im und aus dem Internet nicht zwingend oberflächlicher sind als persönliche.
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Dr. Jan-Hinrik Schmidt kennt sich im Web bestens aus.
az/ho Dr. Jan-Hinrik Schmidt kennt sich im Web bestens aus.

Der 35-jährige Soziologe Jan-Hinrik Schmidt ist Experte für digitale Medien am Hans-Bredow-Institut in Hamburg und erklärt, warum Kontakte im und aus dem Internet nicht zwingend oberflächlicher sind als persönliche.

AZ: Man sagt, soziale Beziehungen würden durch das Internet verflachen. Wie passt da das Nielson-Phänomen?

DR. JAN SCHMIDT: Pauschal kann man das nicht behaupten – das Gleiche würde für das Telefon gelten. Auch da ist ein Medium zwischengeschaltet. Der Eindruck entsteht, weil wir im Internet zusätzlich Kontakte zu entfernten Bekannten halten.

Was bedeuten Blogs (Internet-Tagebücher) für unser soziales Verhalten?

Das klassische Online-Tagebuch wird meist nur von Freunden und Verwandten gelesen – wen interessiert es sonst auch, dass Kevin Müller aus Chemnitz seine Mathearbeit vergeigt hat?

Stephanie Nielson hatte an die 2000 Leser.

Die meisten persönlichen Blogs haben eher 10 bis 50, bei manchen entsteht aber ein Schneeballeffekt.

Wie erklären Sie die hohe Anteilnahme der Leser an ihrem Schicksal?

Die Themen, die sie in ihrem Blog behandelt hat – Familie, Zusammengehörigkeit – sorgen für Empathie. Natürlich lernt der Leser sie über das Internet nicht vollständig kennen. Aber er gewinnt einen Eindruck von ihr. Man hat das Gefühl, bei ihrem Leben dabei zu sein.

Eigentlich bleibt sie aber eine Fremde.

Das würde ich so nicht sagen. Ob die Beziehung „unechter“ ist als eine persönliche, lässt sich nicht so leicht sagen. Wenn der Leser neugierig ist auf neue Einträge und über ihre Scherze lacht, ist das sehr wohl echte Kommunikation.

Interview: lka

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