Countdown für Kate
Die Royal Glamour Machine läuft an. Aber erstmals muss die Königsfamilie bei der Hochzeitsfeier am 29. April mit Ärger und Krawall rechnen.
London - Das Paar hat einer Sondermarke zugestimmt. Der Koch der Queen will neue Kanapees kreieren. Die Fan-Absperrzäune im Green- Park sind aufgebaut, und bei den Hutmachern dampfen die Bügeleisen. Aktuelle News vom Hof.
Mögen global Reaktoren explodieren und Regimes kollabieren, in Great Britain steigt ein anderes Fieber. In ein einem Monat ist es soweit. Kate und William werden heiraten, und die Royal Glamour Machine läuft heiß – vielleicht zu heiß.
Schöne Menschen in schönen Palästen. Feierlichkeit und Pomp, es geht um die Macht der Bilder, die am 29. April vonWestminister Abbey rund um die Welt strahlen werden. es gibt Wichtigeres? ARD; ZDF, Sat1, RTL, n-tv und N24 finden nicht. Sie alle werden live berichten, wie der 28-jährige Bräutigam seine 29-jährige Braut an den Altar von Westminister Abbey führt, wie sich die 84-jährige Oma des Prinzen hält, und ob - Gott bewahre – die Brautmutter wieder mal öffentlich Kaugummi kaut.
Glaube bloß keiner, das sei doch alles unwichtig. Die Hochzeit bringt die Royal Fans mindestens so sehr in Wallung wie die Monarchie- Gegner: Umgerechnet 45 Millionen Euro kostet den britischen Steuerzahler die königliche Familie, Kritiker wie die Anti-Royalisten-Organisation „Republic“ kommen auf 204 Millionen, sie rechnen „Versteckte Zusatzkosten“ wie Polizeieinsätze bei öffentlichen Auftritten mit.
Und die sind nötiger denn je. Das Land stöhnt unter gewaltigen Kürzungsprogrammen der neuen konservativ-liberalen Koalitionsregierung, der Sparkurs treibt vor allem die Studenten auf die Straße – und manchmal auch zur Gewalt: „Es gibt für alles ein erstes Mal“, sagte Camilla, Williams Stiefmutter, im Dezember. Da war der Rolls Royce von Charles und seiner zweiten Frau von Demonstranten angegriffen worden.
„Royals raus“, diesen Spruchwollen die Sicherheitskräfte an jenem Freitag nicht hören, und schon gar nicht in der Nähe des königlichen Hochzeitszugs. Zwar konnte Premier David Cameron den Tag gar nicht schnell genug zum „National Holiday“ erklären: Die ironischen Sticker: „Thanks for the day off“, Danke für den freien Tag werden aber nicht von der Londoner Polizei gekauft. Für tausende Polizisten gilt eine Urlaubssperre.
Sie bewachen ein Spektakel, das vermutlich eine Milliarde Menschen vor die TV-Schirme ziehen wird, zehntausende werden zum Public Viewing im Hyde Park erwartet, und immerhin 1800 Gäste passen in die Westminister Abtei. Dort werden neben Staatschefs und Freunden auch der Postbote aus Kates Heimatort sitzen. Dass er die heißest begehrte Einladung des Universums ausschlägst, ist undenkbar. Er wird dann auch einer der ersten sein, der endlichKates Brautkleid live sieht. „Erst am Tag der Hochzeit werden Details bekannt,“ spricht der Hof. Man will diskret sein und nicht weiter provozieren, Dianas Brautkleid kostete 1981 umgerechnet 12 000 Euro. Das wäre angesichts klammer Kassen doch ein wenig übertrieben.
Nicht alle klagen über zu hohe Kosten, es gibt durchaus auch Nutzen. Tassen, Teller, Unterhosen oder Handtücher mit dem Paar gehen reißend, es gibt Hochzeits- Packages nach London, die Replica des Verlobungsrings kostet 30 000 Dollar und ist in den USA ein Renner.
Die Royals sind eine Marke und unbezahlbar, das weiß auch die Regierung Cameron, die sich ein wenig im Glanz der Bilder sonnen möchte. Und letztlich nützt die Prachtentfaltung auch den Royals selbst: „Glamouröse Selbstinszenierung wurde stets als entscheidende Form vonMachterhalt gesehen“, sagt die Londoner Historikern Karina Urbach. Es war englische Queen, die mit Thronjubiläen und in den Sommer verlegten Geburtstagsparaden für steten Fluss schöner Bilder sorgt und die den Landsleuten so manch düsteren Tag aufhellt.
2011 war der Eventkalender ein wenig leer, deshalb kommt die Hochzeit des weltweit populärsten Prinzenpaars wie gerufen. Und im nächsten Jahr geht’s heiter weiter. Mit dem 85. Geburtstag und den 60. Kronjubiläum stehen zwei weitere Großveranstaltungen schon fest. Und dass sie die Olympischen Sommerspiele eröffnen wird, versteht sich von selbst.
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