"Costa"-Ermittler nehmen Kapitän stärker ins Visier
Die Ermittler zur Havarie der "Costa Concordia" nehmen nach der umfangreichen Beweisaufnahme den schwer beschuldigten Kapitän Francesco Schettino näher ins Visier.
Rom - Die Staatsanwaltschaft in Grosseto will alle Personen, gegen die wegen des Schiffbruchs ermittelt wird, von neuem befragen, also auch Schettino. Nach dem Ende der einwöchigen Beweisaufnahme erklärte der leitende Staatsanwalt Francesco Verusio am Freitagabend, die Verantwortung des Kapitäns für den Unfall vom Januar mit 32 Toten habe sich voll bestätigt. Sie wiege so schwer wie ein Grabstein.
Schettinos Verteidigung erklärte hingegen, die Sache des 52-Jährigen stehe nach der Beweisaufnahme besser da als zu Beginn. Sie hatte während der Beweisaufnahme vor allem versucht, auch die Küstenwache, die Reederei Costa Crociere und Verständigungsprobleme eines indonesischen Steuermanns in die Schuldfrage einzubeziehen. Dem widersprachen die Sachverständigen des Untersuchungsgerichts jedoch. "Wir sind einfach müde", war der einzige Kommentar des Kapitäns am Freitag, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Die Reederei wiederum sieht sich als entlastet an, weil ihre Kriseneinheit den Gutachtern zufolge gar keine Zeit gehabt habe, um dem havarierten Kreuzfahrtschiff zu helfen. Schettino habe das 290-Meter-Schiff mit mehr als 4200 Menschen an Bord ohne Wissen der Reederei und des zuständigen Hafenamtes zu nahe an die Insel Giglio herangefahren. Es rammte einen Felsen und kenterte dann später.
Ein Prozess dürfte frühestens 2013 beginnen. Ermittelt wird gegen Schettino und mindestens neun weitere Personen - andere führende Mitglieder der Besatzung und der Reederei. Schettino wird fahrlässige Tötung, die Havarie des Schiffes und das Verlassen der "Costa Concordia" während der Evakuierung zur Last gelegt.
- Themen: