Cooler Münte: Eine Maß auf die Notlandung
Wegen eines Fahrwerk-Problems muss die Maschine mit dem SPD-Chef an Bord in Stuttgart notlanden. Verletzt wird niemand – und Müntefering macht kurz später Wahlkampf
STUTTGART Ein Bad in der Menge, eine leidenschaftliche Rede, eine Maß Bier, ein Foto mit einer Trachtengruppe – scheinbar war’s ein Wahlkampfauftritt as usual, den der SPD-Chef gestern in einem Festzelt in Stuttgart-Feuerbach absolvierte. Doch daran, dass Franz Müntefering ziemlich blass war, konnte man erkennen, dass er kurz vorher ein Schockerlebnis gehabt hatte: Das Flugzeug, das ihn am Morgen von Berlin in die schwäbische Metropole gebracht hatte, musste dort notlanden – wegen Fahrwerksproblemen.
„Es war eine ernste, sehr ernste Situation. Wir sind lange gekreist, haben den Anflug versucht und mussten dann notlanden. Alle im Flugzeug waren sehr diszipliniert“, sagt Müntefering noch auf dem Flughafen. Und: „Unser großer Dank gilt dem Kapitän, der eine Meisterleistung hingelegt hat, und seiner Crew, die die Situation professionell gehandhabt hat. Alle sind unverletzt geblieben.“
Um 9.50 Uhr hatte die Fokker 100 mit Müntefering und weiteren 77 Menschen an Bord in Stuttgart landen sollen. Doch kurz vor dem Aufsetzen startet der Pilot durch, lässt seine Passagiere wissen: „Wir haben ein Problem.“ Minuten später: „Das Problem konnte nicht behoben werden, wir werden nun am Tower vorbeifliegen.“ Die Fluggäste werden aufgefordert, sich anzuschnallen.
Auch nach einigen Flugmanövern kann das Problem – ein nur teilweise ausgefahrenes Fahrwerk – nicht behoben werden. Der Pilot alarmiert den Tower über eine bevorstehende Notlandung, die Rettungskräfte machen sich auf den Weg, ein Schaumteppich wird gelegt. Doch alles endet glimpflich.
Die Bauchlandung sei „butterweich“ gewesen, berichtet später ein Fluggast. Die Passagiere und Besatzungsmitglieder werden über Notrutschen aus dem notgelandeten Flugzeug gebracht und von Rettungskräften und Seelsorgern betreut.
Fünf Personen haben einen Schock erlitten, eine Stewardess kommt zur Beobachtung vorsorglich in ein Krankenhaus.
Die Start- und Landebahn am Flughafen wird zur Bergung der Maschine bis zum Abend gesperrt, es kommt am Nachmittag zu Flugausfällen und Verspätungen.
Da lässt Franz Müntefering im Festzelt die Aufregung noch einmal Revue passieren: „Das reicht einmal im Leben.“ Und: „Man guckt schon auf die Welt und findet sie gut“, sagt der SPD-Chef. mh
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