"Christoph" stellt sich

Er vergewaltigt kleine Jungen, filmt seine Taten und stellt sie ins Internet. Das ZDF sendet einen Fahndungsaufruf – keine 24 Stunden später meldet sich der Kinderschänder bei der Polizei.
von  Abendzeitung
Mit diesem Videoausschnitt fahndete die Polizei.
Mit diesem Videoausschnitt fahndete die Polizei. © dpa

WIESBADEN/GIESSEN - Er vergewaltigt kleine Jungen, filmt seine Taten und stellt sie ins Internet. Das ZDF sendet einen Fahndungsaufruf – keine 24 Stunden später meldet sich der Kinderschänder bei der Polizei.

Er raucht Zigaretten, Marke „Lucky Strike“. An der Wand klebt eine Dinosaurier-Tapete, daneben hängen präparierte Hirschköpfe, auf dem Boden steht eine Clownsfigur. Das ist die Welt von „Christoph“. Er ist ein Kinderschänder. Er soll in 42 Videos Jungen zwischen fünf und sieben Jahren vergewaltigt haben. Die Videos lud er ins Internet. Jetzt stellte er sich.

Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen xy...“ hatte am Mittwochabend einen Fahndungsaufruf ausgestrahlt. Nach der Veröffentlichung von Fotos und Videos rechnete die Staatsanwaltschaft Gießen mit einem schnellen Fahndungserfolg – und behielt Recht.

Bis Donnerstag gingen rund 30 Hinweise ein, wie Oberstaatsanwalt Reinhard Hübner mitteilte, darunter „eine Menge brauchbare“. Am späten Nachmittag dann stellte sich der Vergewaltiger der Polizei. „Die Ermittlungen zur weiteren Tataufklärung dauern an, so dass derzeit keine weiteren Informationen zum Fall gegeben werden können“, schrieb die Polizei in einer Mitteilung. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann schweren sexuellen Missbrauch von Kindern sowie Herstellung und Verbreitung von kinderpornografischen Videos vor.

Unter den Opfern könnten auch Brüder sein

Die Videos, schätzen Ermittler, wurden vor allem 2006 aufgenommen. die den Täter überwiegend bei schwersten sexuellen Missbrauchshandlungen an zwei bis neun Jungen im Alter von circa fünf bis sieben Jahren in verschiedenen Zimmern zeigen, wobei der Täter teilweise auch Gewalt eingesetzt hat.

Ein Junge wird in einem Video „Marcel“ genannt und ein anderer „Pascal“, der Täter wird einmal „Christoph“ genannt – möglicherweise sein echter Name. Unter den Jungen könnten sich auch Brüder befinden. Das BKA schließt nicht aus, dass es noch mehr Opfer gibt. Sie dürften inzwischen acht bis zehn Jahre alt sein.

Wie Hübner erklärte, wurden 40 Videos den Ermittlern von einem Journalisten zugespielt, zwei Aufnahmen wurden auf einem Computer gefunden. Die Filme wurden offensichtlich von Norwegen aus ins Netz gestellt und in geschlossenen Netzwerken verbreitet. „Das ist nichts Neues“, sagte er. Für die Annahme, dass der Täter Mitglied eines Kinderschänderrings sein könnte, gebe es keine Hinweise.cl

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