China-Erdbeben war «wie der Weltuntergang»
Dorfbewohner versorgten ihn mit Nahrung und Wasser, erst fünf Tage nach der Katastrophe brachten ihn chinesische Soldaten aus dem betroffenen Gebiet. Als erstes machte der verschollene Deutsche einen erlösenden Anruf.
Der Deutsche, der nach dem Erdbeben in Südwestchina fünf Tage lang in einem Dorf eingeschlossen war, hat die Erdstöße im Epizentrum wie einen Weltuntergang beschrieben. Nach seiner Rettung am Samstag sagte der 62-Jährige der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua: «Als Bergsteiger bin ich schon in viele gefährliche Situationen geraten, aber niemals in ein solches Erdbeben.»
Mit seinem Übersetzer und Fahrer fuhr der Mann gerade über eine Brücke im Landkreis Wenchuan, als Erdstöße der Stärke 7,9 den Boden erbeben ließen. Steine seien herabgefallen, dann folgte viel Staub. «Alles begann sich zu bewegen», sagte der Mann. «Es war die Hölle, wie eine Atombombe, wie im Film, wie der Weltuntergang.» Zehn Minuten später sei es ruhiger geworden. Sie seien aus dem Auto gestiegen und über Geröll von einem Erdrutsch geklettert. Weiter vorn hätten sie das Dorf Taoguan gefunden. Einige Gebäude auf einem Industriegelände seien stark zerstört gewesen. In den fünf Tagen hätten die Dorfbewohner ihn und seine Begleiter mit Nahrung und Wasser versorgt. Nachts hätten sie im Auto geschlafen. «Diese Menschen sind sehr, sehr hilfreich gewesen», zitierte ihn Xinhua aus einem Telefoninterview. Er habe sich angesichts der Trauer der Dorfbewohner über die Getöteten sehr hilflos gefühlt.
«Als sie meine Stimme hörte, weinte sie»
Nach zwei Tagen seien Soldaten gekommen, hätten die Lage erkundet und Nahrung und Wasser mitgebracht. «Es war gefährlich für die Truppen, die hier ankamen, während es Nachbeben gab und weiter Erdrutsche herunterkamen.» Erst am Samstag konnten der Deutsche und seine Begleiter in ein Notaufnahmelager am Sitz der Kreisregierung von Wenchuan gebracht werden. «Mir geht es gut, mit mir ist alles in Ordnung», sagte der 62-Jährige. Als erstes habe er seine Frau in Deutschland angerufen. «Als sie meine Stimme hörte, weinte sie.» In den Tagen nach dem Beben hätten seine Frau und der Sohn verzweifelt versucht, ihn über Freunde mit Kontakt nach China ausfindig zu machen. «Sie bat mich, so schnell wie möglich nach Deutschland zurückzufliegen.» Seine Reise hatte ein Münchner Tourveranstalter organisiert. Bei seinem Abschied aus dem Dorf versprach der 62-Jährige, der schon zehnmal in China war, eines Tages wiederzukommen. «Ich war so gerührt von diesen Menschen. Sie waren so gutherzig, so offen, so freundlich.» Die Nachrichtenagentur Xinhua hatte am Samstag zunächst gemeldet, der Deutsche sei nach 114 Stunden aus Trümmern befreit worden. Später hieß es dann, der Mann sei in dem Dorf nur eingeschlossen gewesen. Soldaten hätten ihn schließlich mit nach Chengdu genommen. (dpa/AP)
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