Carla und die Queen: Braver Hofknicks beim Staatsakt
LONDON - Auf einmal zahm: Frankreichs Glamourpaar Carla und Nicolas Sarkozy am Hofe der Queen: Zuvor hatte Frankreichs erstes Paar einen Schnellkurs in Sachen Etikette absolviert - nur einen Patzer hatte es im Vorfeld gegeben.
Man kann nur hoffen, dass Queen englische Queen am Mittwoch beim Frühstück keine Zeitungen gelesen hat. „Willkommen, Madame Sarkozy“, prangte auf allen Blättern – und darunter das Bild der französischen First Lady, splitterfasernackt. Ausgerechnet einen Tag vor dem Staatsbesuch in London war das alte Aktfoto aufgetaucht.
Denkbar schlechtes Timing: Der Empfang bei Königin Elizabeth sollte dem Glamourpaar nach all den Negativ-Schlagzeilen endlich ein wenig mehr Seriösität verleihen. Bei der Begrüßung am Flughafen Heathrow durch Prinz Charles und Gattin gab sich Carla, in elegantem mausgrauen Kostüm und mit neckischem Hütchen, dann auch alle Mühe, Camilla nicht zu sehr die Show zu stehlen.
Ein Schnellkurs in Sachen Etikette
Vor dem Besuch hatte die Sarkozy-Entourage einen ausführlichen Protokoll-Lehrgang absolviert – wie macht man den Hofknicks, wie tief verbeugt man sich, wie redet man englische Queen an. An Sarkozy persönlich, so tuschelt man im Elysée, ging die Bitte, in Anwesenheit der Royals nicht sein Handy zu checken, so wie neulich beim Papst.
Überhaupt benahmen sich die Sarkozys äußerst bescheiden. Nur einen Patzer gab’s im Vorfeld: Sarko wollte die Weinliste fürs Bankett sehen – ein Affront für die Königin. Sie verzieh ihm aber offensichtlich, schließlich hatte Sarkozy extra Rolex und Ray-Ban-Sonnenbrille zu Hause gelassen, um nicht zu sehr hervorzustechen – „unsere Königin trägt nun mal sehr kleidsame, aber eben doch gewöhnliche Kostüme“, sagt der Royal-Experte der „Times“, Nico Hines.
Der Präsident und die "Sarko Babes"
Die Kutschfahrt nach Windsor-Castle dürfte dafür ganz nach Sarkos Geschmack gewesen sein – zahlreiche Menschen säumten die Straßen und winkten. Die meisten kamen aber wohl eher, um einen Blick auf Carla zu erhaschen. Die scherzte mit Prinzgemahl Philipp, winkte huldvoll aus der Kutsche und legte bei der Königin anschließend einen perfekten Knicks hin.
Neben seiner Supermodel-Gattin hatte Sarkozy übrigens seine attraktivsten weiblichen Kabinettsmitglieder mitgenommen: Rachida Dati, die glutäugige Justizministerin und die hübsche Menschenrechts-Staatssekretärin Rama Yade. Schon Wochen vor dem Besuch überschlugen sich die britischen Zeitungen mit Berichten über die „Sarko Babes“ – und fragten bang: „Wie können wir da mithalten?“
Gar nicht – und insgeheim dürfte Sarkozy das mit tiefer Freude erfüllt haben. Nur ein Wunsch blieb ihm verwehrt: Wegen des royalen Banketts verpasste er das Spiel Frankreich gegen England. Der Elysée ließ im Buckingham-Palace zwar tatsächlich offiziell anfragen, ob es Fernseher in der Nähe gebe. Die britisch steife Antwort eines königlichen Sprechers: „Wir fürchten, es wird in Anwesenheit Ihrer Majestät keine Möglichkeit geben, das Spiel zu verfolgen.“
Annette Zoch
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