Brand-Tragödie in "Escape-Room": Firmenbesitzer im Visier

Bei einem Brand während eines «Escape-Games» in Polen sterben fünf 15-Jährige. Die Staatsanwaltschaft hat einen möglicherweise dafür Verantwortlichen bereits im Visier.
dpa |
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Polizeifahrzeuge und Polizisten vor dem Ort des Unglücks.
Marcin Bielecki/PAP/dpa Polizeifahrzeuge und Polizisten vor dem Ort des Unglücks.

Koszalin - Nach der tödlichen Brand-Tragödie bei einem sogenannten Escape-Game in Polen hat die Staatsanwaltschaft gegen den Besitzer des Unglücksbetriebs ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Dem bereits festgenommenen Mann werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde in Koszalin am Sonntagabend der Agentur PAP. Im Falle einer Verurteilung drohten ihm bis zu acht Jahren Haft. Bei dem Abenteuerspiel in einem verschlossenen Raum waren am Freitagabend durch ein Feuer fünf 15-jährige Mädchen ums Leben gekommen. In dem Gebäude in Koszalin im Norden des Landes war ein Brand ausgebrochen.

Bei einem "Escape-Game" (Fluchtspiel) versucht eine Gruppe, aus einem abgeschlossenen Raum zu entkommen. Sie muss dafür unter Zeitdruck bestimmte Rätsel und Aufgaben lösen. "Escape-Games" haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Ländern zu einem Trend entwickelt.

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sprach von einer beispiellosen Tragödie und kündigte weitreichende Konsequenzen an. Die ersten Escape-Game-Angebote seien von den Behörden geschlossen worden, sagte der Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) am Sonntag auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.

Die sofort eingeleiteten landesweiten Kontrollen der rund 1100 Escape-Räume in Polen ergaben ein negatives Bild: Von 178 bereits kontrollierten Geschäften erfüllten laut der Polizei 129 die Brandschutz-Vorschriften nicht. "Die strafrechtlichen Sanktionen müssen sehr streng sein", forderte Innenminister Brudzinski. "Escape-Räume" unterlagen in Polen bisher keinen besonderen Auflagen.

Bei einer ersten Begehung des Unglücksgebäudes in Koszalin wurden zahlreiche Mängel festgestellt. "Es war nicht genug Platz für diese Leute in diesem Raum", sagte der oberste Feuerwehrmann Polens, Leszek Suski, laut PAP. Dieser sei nur etwa sieben Quadratmeter groß gewesen. Heizgeräte hätten zu nahe an brennbaren Materialien gestanden. Zudem seien Kerzen gefunden worden. Die Elektroinstallation sei provisorisch gewesen.

Das Feuer sei im Vorzimmer ausgebrochen, teilte die Staatsanwaltschaft laut PAP mit. Den Teenagern sei damit der einzige Fluchtweg versperrt gewesen. Nach ersten Erkenntnissen war Gas aus einem Behälter entwichen und hatte sich entzündet. Vor Ort wurden vier gasbetriebene Heizgeräte sichergestellt. Laut der Obduktion starben alle Opfer an einer Vergiftung durch das Rauchgas Kohlenmonoxid. Es entsteht bei fast allen Wohnungsbränden in großen Mengen.

Koszalin (Köslin) liegt rund 160 Kilometer westlich von Danzig (Gdansk) und rund 180 Kilometer östlich von Greifswald. Der Küstenort in der Woiwodschaft Westpommern hat knapp über 100.000 Einwohner.

"Escape-Games" sind auch in Deutschland beliebt, unter anderem in Berlin gibt es mehrere Anbieter. Nach dem verheerenden Brand in Polen warnte die Feuerwehr in der deutschen Hauptstadt vor Panik und verwies darauf, dass Sicherheitskonzepte vorhanden seien. Für jeden Berliner "Escape-Room" gebe es ein individuelles Sicherheitskonzept zum Schutz im Brandfall, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Dabei würden alle möglichen Brandszenarien überprüft.

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