Brand in der Disco: Katastrophe mit Ansage
Weil Feuerwerkskörper gezündet wurden: Im Flammeninferno in einem russischen Nachtklub sterben mindestens 112 meist junge Menschen. Brandschutzvorschirften missachtet.
PERM Binnen Sekunden breiten sich Flammen und beißender schwarzer Rauch aus, und der beliebte Nachtclub wird zur tödlichen Falle. Mindestens 112 überwiegend junge Leute kommen in der Nacht zum Samstag im Flammeninferno in der russischen Stadt Perm ums Leben, mehr als 130 werden zum Teil schwer verletzt.
Ausgelöst wurde die schwerste Brandkatastrophe seit dem Ende der Sowjetunion durch Feuerwerkskörper während einer Bühnen-Show in der 1400 Kilometer östlich von Moskau im Ural gelegenen Millionenstadt. Die Behörden werfen den Betreibern des Clubs vor, mehrfach Aufforderungen ignoriert zu haben, die Feuerschutz-Vorschriften einzuhalten.
Auch der Staatschef, der sich mit ernster Miene und sichtlich geschockt im Fernsehen zeigte, hielt nicht mit Kritik zurück: „Sie haben weder Verstand noch Gewissen“, erklärte Präsident Dmitri Medwedew. Er kündigte harte Strafen für die Verantwortlichen an und rief für Montag einen landesweiten Trauertag aus: „Sie müssen mit der Höchststrafe belangt werden.“
Zwei Besitzer und ein Manager des Clubs wurden wenige Stunden nach dem tödlichen Brand festgenommen. Sie hätten keine Erlaubnis für die Pyrotechnik-Show gehabt, sagtKatastrophenschutzminister Sergej Schoigu.
Am Tag danach rekonstruieren die Ermittler die Katastrophe: Feuerfontänen setzen eine Zwischendecke sowie Dekoration aus Plastik in Brand, die Flammen breiten sich rasend schnell aus.
Die meisten Opfer ersticken, sterben an Rauchvergiftung oder werden im panischen Gedränge Richtung Ausgang zu Tode gedrückt. Mindestens 90 der Verletzten sind Ärzten zufolge auch gestern noch in kritischem Zustand.
Laut den Videoaufnahmen eines Augenzeugen reagierten die Moderatoren der Bühnenshow zunächst sehr salopp auf den Brand. „Ladies und Gentlemen, werte Gäste, wir stehen in Flammen. Bitte verlassen Sie den Saal“, ist in beiläufigem Ton auf den Aufnahmen zu hören.
Gut 200 Gäste halten sich zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Club auf, die meisten junge Leute. Nach der Ansage des Moderators setzen sie sich zunächst nur widerwillig in Richtung des einzigen Ausgangs in Bewegung, wenig später bricht aber Panik aus. „Es gab nur einen Weg nach draußen. Ich wurde fast totgetrampelt“, sagt Swetlana Kuwschinowa.
Das Feuer habe sich wie in einem trockenen Heuhaufen vorwärts gefressen. Eine andere junge Frau erklärt, die Gäste hätten Türen eingetreten, um ins Freie zu kommen. „Panik ist ausgebrochen, alles war verraucht. Ich konnte überhaupt nichts sehen.“
Das tödliche Inferno war nicht das erste wegen eines äußerst laxen Umgangs mit Brandschutzvorschriften in Russland. Jährlich kommen in dem Riesenreich 18000 Menschen bei Bränden ums Leben.
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