Böller und Raketen: So kracht's an Silvester richtig

Ab Dienstag werden Böller, Raketen und mehr verkauft. Wie Sie sichere Ware erkennen, worauf Sie beim Anzünden achten müssen und welche Alternativen es für Kinder gibt.
Rosemarie Vielreicher |
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So sah es im letzten Jahr an Silvester in München aus. (Archivbild)
dpa So sah es im letzten Jahr an Silvester in München aus. (Archivbild)

München - Bunt, laut und explosiv soll er werden, der Start ins neue Jahr. Laut einer aktuellen Umfrage will jeder dritte Deutsche in der Silvesternacht ein Feuerwerk zünden.

Sie wollen es auch gscheid krachen lassen? Damit dieses Vorhaben kein Reinfall wird und woran man sichere Feuerwerkskörper erkennt – die AZ hat mit dem Münchner Pyrotechniker Florian Schulz gesprochen sowie aus den Ratschlägen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) und dem Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) die wichtigsten Tipps für die Silvesternacht zusammengestellt.

 

Welche Knaller sind sicher?

 

Es gibt seit 2009 eine einheitliche EU-Richtlinie für die Prüfung und Kennzeichnung von Feuerwerkskörpern. Laut der BAM sind sichere Produkte so zu erkennen: „Geprüftes Feuerwerk erkennen Sie an der Registriernummer und dem CE-Zeichen in Verbindung mit der Kennnummer der Prüfstelle.“ Die BAM-Identifikationsnummer ist dagegen nicht mehr erforderlich. Die Hersteller entscheiden selbst, ob sie die BAM-ID aufdrucken oder nicht.

Lesen Sie hier: Irrer Rekord-Dezember - Aber jetzt wird's kälter

Die CE-Kennzeichnung bedeutet, dass der Feuerwerkskörper von einer der 16 europäischen, unabhängigen und neutralen Prüfstellen für sicher erklärt worden ist. Das heißt: Auch Stellen etwa in Polen oder Spanien prüfen für den deutschen Markt. Jede Prüfstelle hat eine Kennnummer, die ebenfalls mitangegeben wird. Die deutsche ist die 0589. # Auf der Internetseite www.bam.de können alle in Deutschland zugelassenen Feuerwerksartikel nachgesehen werden.

 

Wo sollte man Böller kaufen?

 

Fachgeschäft oder Billig-Discounter? Gut ist nicht nur, was teuer ist. Auch Ware vom Discounter hält, was sie verspricht – denn alle in Deutschland legal verkauften Feuerwerkskörper müssen geprüft sein.

Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rät unbedingt davon ab, Geschäfte mit „fliegenden Händlern oder gar im Ausland“ zu machen. Hier ist die Gefahr von illegalen Feuerwerkskörpern groß – sie können gefährliche Verletzungen verursachen. Die BAM warnt ebenfalls davor, Feuerwerk im europäischen Ausland zu kaufen.

Der Fachhandel punktet mit Beratung, wie Pyrotechniker Florian Schulz erklärt. Er selbst wird ab heute in Neuperlach-Süd (Gustav-Heinemann-Ring 125) Kunden rund um das Thema Pyrotechnik beraten.

 

Wann ist Böller-Zeit?

 

Der offizielle Verkauf von Feuerwerks-Produkten startet in Deutschland am 29. Dezember und geht bis zum 31. Dezember. Gezündet werden dürfen die Feuerwerkskörper dann aber noch nicht sofort. Erlaubt ist es per Gesetz nur am 31. Dezember und 1. Januar.

 

Wo herrscht Knall-Verbot?

 

Die Verordnung zum Sprengstoffgesetz Paragraph 23 legt fest: In unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern ist das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen verboten.

 

Wer darf böllern?

 

Auf der Verpackung des Feuerwerks ist laut Schulz auch die Kategorie abgedruckt. Das typische Silvester-Feuerwerk ist „F2“. Dazu gehören Böller, Feuerwerksbatterien und Raketen. Diese dürfen nur von Erwachsenen ab 18 Jahren geschossen werden.

Lesen Sie hier: Gemeinde zündet Probefeuerwerk für Flüchtlinge

Die Kategorie „F1“ – Knallerbsen, Wunderkerzen und Gold- sowie Silberregen – dürfen das ganze Jahr über benutzt werden und das schon von Zwölfjährigen, so Stiftung Warentest.

 

Was eignet sich für Anfänger?

 

Schulz sagt, am einfachsten funktionieren Feuerwerksbatterien. Die zündet man einmal an und kann dann entspannt zuschauen. Es gibt Modelle von fünf bis zu 300 Schuss.

 

Wie klappt das Feuerwerk?

 

Wie zündet man den Böller oder die Rakete richtig an? Reicht es, sie in eine Flasche zu stecken? Und was ist, wenn die Zündschnur nicht funktioniert? Die wichtigsten Sicherheitsregeln im Überblick:

Gebrauchsanweisung lesen: Zunächst sollte immer die Gebrauchsanweisung des Herstellers genau studiert werden, rät der Verband der pyrotechnischen Industrie.

Nicht am Körper tragen: Wer nach draußen zum Böllern geht, sollte die Feuerwerkskörper nicht zu nahe am Körper tragen, genauso wenig in Taschen von Jacke oder Hose. Und nicht beim Lagern oder beim Transport mit Streichhölzern oder Feuerzeugen zusammenbringen.

Mindestens acht Meter Abstand halten: Die Knaller dürfen nur im Freien gezündet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass ausreichend Abstand zu Personen, Tieren und Gebäuden gehalten wird. Laut BAM ist bei Raketen, Böllern und Batterien ein Abstand von acht Metern einzuhalten. Teilweise empfehlen Hersteller Schulz zufolge sogar einen Abstand von 25 Metern. Auch bei Raketen ist genügend Abstand wichtig, auch wenn sie ja eigentlich erst in der Luft explodieren sollen. Es könne etwa sein, dass sie zu früh losgehen, bei zu wenig Distanz könnten dadurch Zuschauer getroffen werden. Abstand ist übrigens auch wegen des Lärms unabdingbar: Explodierende Kracher erreichen in einem Umkreis von zwei Metern einen Lärmpegel von bis zu 160 Dezibel – das ist mehr als ein startendes Düsenflugzeug.

Nicht in der Hand und nicht in einzelner Flasche zünden: Auf keinen Fall dürfen Böller, Raketen oder Feuerwerksbatterien in der Hand angezündet werden. Raketen sollten nur senkrecht gestartet werden, und zwar aus einem standsicheren Halter wie etwa einer Getränkekiste. Der Münchner Pyrotechniker Schulz rät von einzelnen Wein- oder Bierflaschen als Halterung für Raketen ab, „denn einzelne Flaschen können leicht umkippen“ – und die Rakete kommt vom Kurs ab.

Lesen Sie hier: Scharf - Sicherheit beim Feuerwerk an erster Stelle

Böller gehören auf den Boden: Böller werden laut Schulz am Boden angezündet. Wer einen legalen Böller versehentlich in der Hand zum Knallen bringt, kann sich leichte Verbrennungen zuziehen, so der Experte.

Probleme beim Zünden: Wenn ein Feuerwerkskörper nicht zündet, sollte man ihn mit Wasser übergießen – denn es kann sein, dass die Zündschnur im Inneren noch brennt. Geht das Anzünden einer Feuerwerksbatterie schief, sollte diese laut VPI mindestens 15 Minuten draußen stehengelassen werden. In dieser Zeit nicht darüber beugen. Anschließend kann die Batterie an der Ersatzzündschnur entfacht werden.

Alkohol vermeiden: Wer schon zu viel getrunken hat, sollte sich vom Feuerwerk fernhalten. Schulz’ Tipp: Am besten erst nach dem Feuerwerk anstoßen. Auf Nummer sicher.

Achtung bei der Kleidungswahl: Der Pyrotechniker rät an Silvester zu Kleidung aus Baumwolle, weil diese schwer entflammbar ist. Auch eng anliegend sollte das Outfit am besten sein, weil sich dann keine Feuerwerkskörper etwa im Ärmel oder im Rock verfangen können.

 

WOHIN MIT DEN ÜBERRESTEN?

 

Erst wird das Feuerwerk bestaunt, am nächsten Tag bleibt viel Abfall auf den Straßen liegen. Dabei gehören die Überreste einfach in den Restmüll. Feuerwerksspuren am Autolack sind übrigens in der Regel kein Problem, so der Tüv Süd. Mit einer Lackpolitur lassen sich Schmauchspuren meist entfernen. Tabu sind Werkzeuge und scharfe Reiniger.

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