Blutbad in Arizona: „Ein Mekka des Hasses“

Sechs Menschen sterben beim Anschlag auf die US-Politikerin Gabrielle Giffords – sie stand im Fadenkreuz von Sarah Palin.
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Ziel des Anschlags: die Abgeordnete Gabrielle Giffords (40).
dpa Ziel des Anschlags: die Abgeordnete Gabrielle Giffords (40).

TUCSON - Sechs Menschen sterben beim Anschlag auf die US-Politikerin Gabrielle Giffords – sie stand im Fadenkreuz von Sarah Palin.

Seit Monaten wird das politische Klima in den USA immer rauer, immer hasserfüllter – jetzt erschüttert ein Mordanschlag auf eine demokratische Abgeordnete das Land: Gabrielle Giffords (40), Parteifreundin von Präsident Barack Obama, schwebte nach dem Kopfdurchschuss in Lebensgefahr. Sechs weitere Menschen, darunter ein neunjähriges Mädchen, kamen bei dem Blutbad ums Leben. Fünf Verletzte sind in kritischem Zustand.

Am Sonntagabend hieß es: Die schwer verletzte US-Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords ist wieder bei Bewusstsein. Das Attentatsopfer aus Arizona sei nach einer Operation aus dem Koma erwacht und habe auf die Ansprache der Ärzte reagiert, sagte einer der Ärzte, Michael Lemole, auf einer Pressekonferenz. Die Kugel des Täters habe die linke Hälfte ihres Kopfes durchschlagen. Die Chirurgen hätten Teil des Schädelknochens entfernt, um den Druck auf das angeschwollene Gehirn zu verringern.

Giffords hielt in einem Einkaufszentrum in Tucson (Arizona) eine Bürgersprechstunde ab, als der 22-jährige Jared Lee Loughner auf sie zutrat. Er schoss ihr direkt in den Kopf und feuerte dann um sich: auf ihre Mitarbeiter und auf Bürger, die gekommen waren, um ihr zuzuhören. Zwei Männern gelang es, ihn zu überwältigen und festzuhalten, bis die Polizei kam.

Loughner schweigt bisher. Offenbar hatte er kalkuliert, erschossen zu werden: Auf seiner Myspace-Seite findet sich eine Abschiedsnotiz, die er um fünf Uhr morgens vor der Tat geschrieben hatte: „Auf Wiedersehen, liebe Freunde. Seid mir nicht böse.“ Er wird als labil beschrieben. Sein College hatte ihn im Oktober suspendiert – er dürfe erst wiederkommen, wenn er seine psychische Gesundheit untersuchen lasse. Dies hat er bisher verweigert. Er bewarb sich bei der Army, wurde aber nicht genommen. Mitstudenten berichten, er habe im Poesie-Kurs eine Frau, die ein Gedicht über Abtreibung geschrieben hatte, als „Baby-Killer-Terroristin“ beschimpft. Auf seiner Internetseite fordert der junge Mann, der bei seinen Eltern lebt, eine neue US-Währung, und bringt alle, die diese ablehnen, in Zusammenhang mit Gehirnwäsche.

Die Ermittler gehen aber davon aus, dass er einen Komplizen hat: Gestern veröffentlichten sie ein Fahndungsbild von einem weißen Mann zwischen 40 und 50 mit blauer jacke, der zeitgleich in dem Einkaufszentrum war.

Für die Ermittler ist die „aufgeheizte politische Stimmung“ vor allem in Arizona ein Schlüsselpunkt, so Sheriff Clarence Dupnik. „Wir sind zu einem Mekka des Hasses, der Vorurteile und der Bigotterie geworden.“ Wie überall im Land wird über Obama und seine Politik, vor allem die Gesundheitsreform, in extremer Weise gestritten. Dazu kommt in dem an Mexiko grenzenden Bundesstaat ein harscher, sehr vergifteter Streit über Einwanderer, in dem sich Giffords auf die Seite der Migranten gestellt hat. Die 40-jährige Demokratin ist die erste Jüdin, die für Arizona in den Kongress gewählt wurde – und sie hat gerade bei den Novemberwahlen einen Kandidaten der neuen Rechts-Bewegung Tea Party besiegt.

Obama reagierte erschüttert auf diese „unsagbare Tragödie“. Er nannte Giffords eine „Freundin“ und mahnte: „Gewalt darf keinen Platz haben in der amerikanischen Gesellschaft.“ Auch Republikaner zeigten sich erschüttert. John Boehner, Präsident des Repräsentantenhauses: „Ein Angriff auf jemanden, der der Öffentlichkeit dient, ist ein Angriff auf alle, die dienen.“

Auch Sarah Palin, Gallionsfigur der Rechten, sagte, sie würde für die Opfer beten. Allerdings war sie es, die seit Monaten eine Landkarte auf ihrer Homepagen hat mit Fadenkreuzen vor einigen demokratischen Abgeordneten, die für die Gesundheitsreform gestimmt hatten: auch Giffords. Diese hatte damals beunruhigt reagiert: „Sie muss doch realisieren, dass soetwas Folgen haben kann.“

tan

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