Bildung statt Ballern

Lieber Spielkonsole als Schule? - Politiker wollen ernst machen gegen Schuleschwänzen: Spielkonsolen in Kaufhäusern und Elektro-Märkten sollen künftig am Vormittag ausgeschaltet bleiben.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Computerspiel Tomb Raider
az Computerspiel Tomb Raider

MÜNCHEN - Lieber Spielkonsole als Schule? - Politiker wollen ernst machen gegen Schuleschwänzen: Spielkonsolen in Kaufhäusern und Elektro-Märkten sollen künftig am Vormittag ausgeschaltet bleiben.

Damit wollen die Innenminister das Fernbleiben von immer mehr Schülern vom Unterricht verhindern. Denn nach Ansicht des Hamburger Innensenators Udo Nagel verleitet das kostenlose Testen neuer Spiele auf Playstation, Wii oder Xbox viele Jugendliche zum Schwänzen.

Nagel warnt, dass das Fernbleiben vom Unterricht der Beginn einer kriminellen Karriere sein könnte. „Nicht jeder Schulschwänzer wird kriminell, aber alle Kriminelle haben mal die Schule geschwänzt“, sagt der parteilose Politiker.

Münchner Lehrer skeptisch

Um die Anreize zu verringern, sollen die öffentlichen Daddel-Maschinen künftig erst ab 15 Uhr freigeschaltet werden. Dies ist eine von 22 Empfehlungen, die Nagel am Donnerstag auf der Innenministerkonferenz in Bad Saarow vorstellen wird. Auch wird es Vorschläge für eine bessere Zusammenarbeit von Ämtern, Schulen, Polizei und Justiz geben.

Münchner Lehrer sehen die Empfehlung skeptisch. „Verschlafen ist das größere Problem“, sagt Reinhard Wiesmüller, Direktor der Münchner Hauptschule an der Ridlerstraße. Nur wenige Jugendliche würden unentschuldigt fehlen. „Wir haben kaum Schwänzer, da die Schüler sehr wohl über Strafen und Bußgelder Bescheid wissen“, so Wiesmüller.

Mit der Streife in die Schule

Dennoch: 376 Kinder und Jugendliche wurden im vergangenen Schuljahr beim Schwänzen von der Münchner Polizei ertappt. „Nicht gerade wenig“, sagt Polizeisprecherin Daniela Hand. „Die Fußstreife hat am Vormittag in der Münchner Innenstadt auf Schüler ein besonderes Augenmerk.“ Die Strafe: „Eine kostenlose Fahrt mit der Polizeistreife direkt in die Schule. Das ist für die Jugendlichen nicht besonders angenehm, und neben Lehrern und Schulleitung werden auch die Eltern informiert“, sagt Hand.

Immer wieder kontrollieren die Polizisten auch die Spielkonsolen in Kaufhäusern – neben Eiscafés der beliebteste Ort von Schwänzern. Dass wissen auch die Betreiber der Elektro-Märkte. „,Erst Schule, dann Spiele’ lautet unser Motto“, sagt eine Sprecherin von „Saturn“ der AZ. „Bei uns werden die Konsolen erst ab 14 Uhr eingeschaltet. So kommen die Schüler morgens erst gar nicht in Versuchung.“ Eine weitere Maßnahme: In einigen Märkten gibt’s nur Demo-Versionen. „Lange können sich die Kinder damit nicht beschäftigen“, so Christian Lorenz, Geschäftsführer der „Saturn“-Filiale in München.

Anders sieht die Realität im „Müller“-Markt aus. Gestern Vormittag liefen die Konsolen. „Das entscheidet jeder Markt selbst“, sagte ein Sprecher auf AZ-Anfrage. „Wir haben zwar eine Empfehlung rausgegeben, die Automaten erst am Nachmittag einzuschalten, aber ob sich jede Filiale daran hält, ist fraglich.“

Anne Kathrin Koophamel

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.