Bildband Die Welt von gestern in Farbe - hier gibt's die Fotos zu sehen
Paris, 1881: In der Gießerei Gaget, Gauthier & Co. wird am wohl wichtigsten Projekt der Firmengeschichte gewerkelt: an der amerikanischen Freiheitsstatue. Die Einzelteile entstehen in Frankreich, die USA sind für den Sockel zuständig, auf dem das 93 Meter hohe Wahrzeichen einmal thronen soll. Während Kunsthandwerker also 1881 an der linken Hand der Lady Liberty arbeiten, knipst jemand ein Foto. Schwarzweiß.
Dieses Bild ist eines von über 200 historischen Fotografien aus den Jahren 1850 bis 1960, denen Historiker Dan Jones und Künstlerin Marina Amral in zwei Jahren Arbeit neues Leben und Farbe eingehaucht haben.
Japans Kapitulation und Hindenburg-Katastrophe
Immer wieder überkommt einen beim Betrachten das Gefühl, als wäre man in eine Zeitmaschine gestiegen und erlebe jetzt die Vergangenheit, die man sonst nur aus Geschichtsbüchern oder Archiven kennt, noch mal selbst mit. Als würde man zum Beispiel unter den Passanten stehen, die 1945 dem Matrosen und der Krankenschwester zujubeln, die sich nach Japans Kapitulation überschwänglich küssen. Oder als würde man 1937 den Feuerball fassungslos anstarren, der vorher das Luftschiff Hindenburg war.
Die Macher schreiben über die Bilder: "Alle waren ursprünglich monochrom, wurden aber digital koloriert." Einfach war die Arbeit demnach nicht: "Das Porträt eines Soldaten zum Beispiel enthält Farben für Uniformen, Medaillen, Abzeichen, Fahrzeuge, Haut, Augen und Haare. (...) Die Originalfarben erkennt man nicht, indem man die Grautöne alter Fotos betrachtet. Der einzige Weg, Resultate zu finden, ist der Weg, den jeder Historiker unabhängig von der jeweiligen Disziplin geht: graben, graben, graben." Die AZ zeigt eine Auswahl dieser Fotos.
Dan Jones, Marina Amaral: "Die Welt von gestern in Farbe"; riva; 29,99 Euro.
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