"Betriebsratsverseucht" - Das Unwort des Jahres

Es sei "ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen“, befand die Jury und wählte den Begriff "betriebsratsverseucht" zum Unwort des Jahres.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Seit 1991 wird das "Unwort des Jahres" gekürt.
dpa Seit 1991 wird das "Unwort des Jahres" gekürt.

FRANKFURT/MAIN - Es sei "ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen“, befand die Jury und wählte den Begriff "betriebsratsverseucht" zum Unwort des Jahres.

Das Unwort das Jahres 2009 heißt „betriebsratsverseucht“. Der "Sieger" wurde aus 982 Vorschlägen ausgewählt, teilte die Jury um Sprachwissenschaftler Horst Dieter Schlosser am Dienstag in Frankfurt am Main mit. Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen störe zwar viele Unternehmen, sie als Seuche zu bezeichnen sei indes „ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen“, sagte Schlosser zur Begründung. Die Formulierung war in der ARD-Sendung „Monitor“ im Mai von dem Mitarbeiter einer Baumarktkette gebraucht worden.

Das „Unwort des Jahres“ wurde zum 19. Mal seit 1991 bestimmt. Hervorgehoben werden damit „sprachliche Missgriffe“ aus dem öffentlichen Leben, die im zurückliegenden Jahr besonders negativ aufgefallen sind und möglicherweise ethische Normen verletzt haben. Unwort des Jahres 2008 war „Notleidende Banken“.

Die bisher gekürten Begriffe:

1991 ausländerfrei (fremdenfeindliche Parole in Hoyerswerda)
1992 ethnische Säuberung (Propaganda im ehemaligen Jugoslawien)
1993 Überfremdung (Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern)
1994 Peanuts (Äußerung des damaligen Deutsche-Bank-Chefs Hilmar Kopper über die 50-Millionen-Ausstände des Betrügers Jürgen Schneider bei Handwerkern)
1995 Diätenanpassung (Beschönigung der Erhöhung von Bezügen für Bundestagsabgeordnete)
1996 Rentnerschwemme
1997 Wohlstandsmüll (Beschreibung Arbeitsunwilliger und Arbeitsunfähiger durch Helmut Maucher vom Nestlé-Konzern)
1998 sozialverträgliches Frühableben (Zitat des Ärztepräsidenten Karsten Vilmar)
1999 Kollateralschaden (Verharmlosung der Tötung von Menschen im Krieg)
2000 national befreite Zone (Zynismus von Rechtsextremisten)
2001 Gotteskrieger (Bezeichnung islamistischer Terroristen)
2002 Ich-AG
2003 Tätervolk
2004 Humankapital
2005 Entlassungsproduktivität
2006 freiwillige Ausreise (bei abgelehnten Asylbewerbern)
2007 Herdprämie (diffamierender Ausdruck für staatliche Unterstützung von Kindesbetreuung zu Hause)
2008 notleidende Banken
2009 betriebsratverseucht

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.