Berlusconi will keine "Oben ohne"-Fotos
Die italienische Justiz geht gegen einen sardischen Paparazzo vor, der leicht bekleidete Mädchen auf dem Anwesen von Ministerpräsident Berlusconi abgelichtet hat. Der Fotograf ist für Berlusconi kein Unbekannter.
In der Affäre um die Schülerin Noemi hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi die Veröffentlichung hunderter Fotos verhindert. Nach italienischen Medienberichten vom Samstag ordnete die römische Staatsanwaltschaft an, rund 600 Aufnahmen zu beschlagnahmen. Es bestehe der Verdacht, dass eine Veröffentlichung die Privatsphäre verletze.
Unter den Fotos sollen Schnappschüsse einer von dem Milliardär und Medienzar Ende 2008 organisierten Silvesterparty befinden, zu der auch die damals noch 17-jährige Schülerin Noemi Letizia aus Neapel eingeladen war. Laut Berlusconi habe ein sardischer Paparazzo die Fotos «illegal» von einer Terrasse außerhalb der Villa Berlusconis geschossen, berichtete die Mailänder Zeitung «Corriere della Sera».
"Berlusconis Harem"
In einem Schreiben an die italienische Behörde zum Schutz der Privatsphäre betonte Berlusconi dem «Corriere della Sera» zufolge, die Fotos seien auf «eindringende Weise» während privater Feiern gemacht worden, die von «keinerlei besonderem Interesse» für die Öffentlichkeit seien. Der Fotograf hält dagegen, die Bilder seien im Freien an Plätzen gemacht worden, «die man nicht als Privatwohnung bezeichnen kann».
Nach Angaben des «Corriere della Sera» hatte der Fotograf Antonio Zapaddu die Fotos für 1,5 Millionen Euro dem Berlusconi eigenen Magazin «Panorama» angeboten. Während Zapaddu von «sehr vielen Minderjährigen» sprach, ist nach Berlusconi nichts «Heikles oder Verbotenes» auf den Fotos zu sehen, sondern schlicht «Privates». So zeigten einige Aufnahmen den Besuch des damaligen tschechischen Staatspräsidenten Mirek Topolanek mit Familie im Mai 2008, andere wiederum befreundete Frauen, die sich «oben ohne» sonnten.
Immer wieder mit jungen Frauen
Vor zwei Jahren hatte der Fotograf dem Magazin «Oggi» bereits Bilder verkauft, die Berlusconi in seiner Villa gemeinsam mit fünf jungen Frauen zeigen, von denen einige auf seinem Schoß sitzen. «Berlusconis Harem», titelte das Blatt damals und lästere im Text: «Wenn man das Alter betrachtet, könnte es sich um einen Vater mit seiner Tochter handeln. Vom Verhalten her, scheinen die beiden zwei Verliebte.»
Nach einem Überraschungsbesuch des Medienmoguls auf der Party zum 18. Geburtstag des Mädchens Ende April hatte Berlusconis verärgerte Frau Veronica Lario (52) gegenüber Medien angedeutet, der Ministerpräsident treffe sich «mit Minderjährigen». Die seitdem gärende Gerüchteküche um eine mögliche Affäre hatte den 72-jährigen Regierungschef in den vergangenen Wochen zunehmend in die Bredouille gebracht. Noch am Donnerstag schwor er erneut öffentlich «bei seinen Kindern», niemals eine Affäre mit Teenagern gehabt zu haben. (nz/dpa)
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