Bei Ikea: Schwein in der Elch-Lasagne
Vertraust du noch oder verzichtest du schon? Es gibt eine neue Lebensmittel-Affäre bei Ikea. Es geht wieder um falsche Fleisch-Deklarationen, nachdem schon Pferd im Rind gefunden wurde.
Stockholm - Alarm in den Ikea-Restaurants: Erst war Pferd im Rinderhackprodukt „Köttbullar“, jetzt ist Schwein in der Elch-Lasagne. Wie eine Sprecherin der schwedischen Möbelkette bestätigte, haben belgische Behörden Ende März einen Anteil von „etwas mehr als einem Prozent“ Schweinefleisch in einer Lieferung Fertig-Lasagne für Ikea-Restaurants gefunden.
Der Grenzwert für den laut Deklaration nur von Elchen stammenden Fleischanteil sei bei einem von 25 Tests überschritten worden. Das berühmte Unternehmen reagierte mit der Sperrung von vorproduzierter Lasagne des heimischen Lieferanten Dafgård. Davon seien auch die deutschen Ikea-Häuser betroffen, sagte Sprecherin Josefin Thorell. Außerdem habe man 17600 schon ausgelieferte Portionen einer bestimmten Tagesproduktion wieder zurückgezogen.
Das Möbelhaus äußerte sich erst zu dem Fall, nachdem ihn die Zeitung „Svenska Dagbladet“ publik gemacht hatte. Die Ergebnisse einer zweiten Überprüfung, wonach die Lasagne in Belgien 1,6 Prozent Schweinefleisch enthielt, seien erst am Freitag bekanntgeworden, sagte die Ikea-Sprecherin. Man habe die Öffentlichkeit bisher wegen noch laufender Untersuchungen nicht über den Fund von Schweinefleisch in der Elchlasagne informiert. „Wir haben jetzt mehr Informationen. Deshalb haben wir uns entschieden, es jetzt bekanntzugeben.“
Ab Ende Februar hatte Ikea den Verkauf seiner populären Hackfleischklöße „Köttbullar“ in fast ganz Europa für einen Monat gestoppt: Im Rahmen der europaweiten Pferdefleisch-Affäre in vermeintlichen Rinderprodukten zahlreicher Supermärkte wurden die Kontrolleure auch bei dem schwedischen Möbelhaus fündig.
Auch bei den vegetarischen Produkten hat Ikea gerade Ärger gehabt: Im März stoppten chinesische Behörden die Einfuhr von Mandelkuchen wegen Darmbakterien. Der Skandal wirft einen Schatten auf die ganze Branche: Im Gegensatz zu Pferdefleisch ist Schweinefleisch für gläubige Juden und Muslime streng verboten, doch lässt der Gesetzgeber Verunreinigungen zu, die Strafen für Verstöße sind lasch.
Muslime vertrauen deshalb nur „Halal“-zertifizierten Produkten (arabisch für „erlaubt“), doch auch da gab es schon Missbrauch. Der verdeckte Schweinefleischanteil in Produkten, in denen man nichts Tierisches vermuten würde, ist auch für Vegetarier ein Ärgernis.
Die „Gänseleber-Paté mit Sommertrüffeln“ von Lacroix mit der glücklichen Gans auf der Verpackung enthält tatsächlich Gänseleber und Trüffel – allerdings nur zu insgesamt 2,5 Prozent. Der Schweinefleischanteil beträgt dagegen 28 Prozent, da ist der enthaltene Speck und die Schweineleber noch nicht einmal einberechnet.
Die Verbraucherzentrale schilt den Anbieter, der sieht’s gelassen: „In Deutschland verkehrsfähig.“ Der Verbraucher kann sich trösten: Mit einem Blick aufs Kleingedruckte ließen sich in diesem Fall die ringelschwänzigen Zutaten erkennen, wie auch „Speck“ als Zutat für Tomatensuppe auf der Packung zu finden ist.
Bei anderen Produkten ist das aber längst nicht immer der Fall. Seit der Rinderseuche BSE ist Gelatine überwiegend ein Schweineprodukt. Und Gelatine ist in so manchem Lebensmittel: Gummibärchen und ihre süßen klebrigen Verwandten, Frischkäse, Pudding, sogar in Fischfonds.
Also Augen auf die Zutatenliste: Fleischlos sind die Geliermittel Agar-Agar, Carragen, Johannisbrotkernmehl, Xanthan oder Pektin. Nicht einmal das ist eine Garantie: Für klaren Apfelsaft wird für das Filtern Gelatine eingesetzt, die sich in Spuren im Saft findet. Auch in Multivitaminsaft kann laut „Foodwatch“ Gelatine als Trägerstoff für Vitamine sein. Brot kann mit Schweineschmalz oder sogar mit Schweineborsten gebacken sein, bei Kartoffelchips kommt Tierisches als Aromaträger zum Einsatz.
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