Behörden im Jemen sind sicher: Sieben Deutsche entführt
Vier Erwachsene und drei Kinder sind in einer umkämpften Region verschwunden. Das Innenministerium geht von Kidnapping durch Rebellen aus. Doch diese dementieren. Das Auswärtige Amt bestätigt das Verschwinden der Gruppe
SANAA/BERLIN Rätselraten um das Schicksal von sieben im Jemen vermissten Deutschen: Die vier Erwachsenen und drei Kinder sind – gemeinsam mit einem Briten und einer Südkoreanerin – seit Freitag verschwunden. Das Innenministerium geht von einer Entführung aus und beschuldigt eine schiitische Rebellengruppe. Doch die dementiert: „Wir haben nie Ausländer entführt und haben auch keine Informationen über die Gruppe“, sagt ein Sprecher.
Stämme aus der nordwestlich gelegenen Provinz Sada, in der sich die Gruppe zuletzt aufgehalten hatte, halten es für möglich, dass die neun Personen einen Unfall hatten oder die Orientierung verloren haben.
Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte auf AZ-Anfrage lediglich das Verschwinden der sieben Deutschen. Es gebe weder gefestigte Hinweise darauf, dass sie entführt wurden noch aus welchem deutschen Bundesland sie stammen. Es wurde ein Krisenstab eingerichtet, der sich im Kontakt mit den jemenitischen Kollegen um Aufklärung bemüht.
Die Behörden des arabischen Staates machen dagegen präzise Angaben über die Entführung. Die Gruppe bestehe aus einem deutschen Arzt-Ehepaar und ihren drei Kindern, zwei Krankenschwestern sowie einem britischen Ingenieur und einer Lehrerin aus Südkorea. Der deutsche Mediziner arbeitet im staatlichen Jumhori-Krankenhaus in Saada. Angeblich gehört er der internationalen Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ an, die bereits seit 35 Jahren immer wieder Ärzte in das Hospital entsendet.
Laut Innenministerium wurden die Ausländer am Freitag bei einem Picknick verschleppt.
Ärzte und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sind derzeit die einzigen Ausländer, die Zugang zu der Provinz Saada haben, in der sich die Regierungstruppen seit 2004 immer wieder Gefechte mit den Houthi-Rebellen liefern. Dem Konflikt sind bereits Hunderte von Menschen zum Opfer gefallen. Tausende Bewohner der Provinz flohen vor den Kämpfen.
Erst am vergangenen Donnerstag hatten Entführer auf der Straße von der Hauptstadt Sanaa nach Saada einen Bus mit 22 Menschen in ihre Gewalt gebracht, unter ihnen 14 ausländische Mitarbeiter eines anderen Krankenhauses in Saada. Sie wurden später wieder freigelassen.
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