Bavarian Gigolo - Ein Mann für gewisse Stunden
Fabio ist ein Münchner "Kavalier“. Einsame Frauen können ihn für ein paar Stunden oder sogar einen ganzen Urlaub bestellen. Natürlich gegen Bezahlung. Eine kurze Nacht mit ihm kostet 1000 Euro. Doch er sagt: "Ich tue es nicht des Geldes wegen".
Er ist 181 Zentimeter groß, wiegt 80 Kilo und duftet nach Burberry Touch. „Bei seinem absolut charmanten Lächeln und seinen schelmischen Augen wird jede Frau schwach“. Zumindest laut Fabios Steckbrief, der online in „Vickys World of Escort“ steht. Der 42-Jährige ist ein Mann für gewisse Stunden.
Bei der Agentur können Frauen Kavaliere buchen, die sie in die Oper, zu einem Essen oder auf Empfänge begleiten. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für rationelle Psychologie, würden 14 Prozent der deutschen Frauen zwischen 30 und 49 Jahren für Liebesdienste bezahlen. Tendenz steigend. Vier Prozent probierten es schon aus.
Die Gigolos können für ein paar Stunden, eine Nacht und sogar einen ganzen Urlaub geordert werden. Gegen Bezahlung – bar in einem Umschlag und im Voraus. Eineinhalb Stunden „Private Time“ mit Fabio kosten 280 Euro, jede weitere Stunde 150 Euro und ein „Short Overnight“ 1000 Euro.
„Sind Sie es?“, fragt Fabio, als er im Café „Münchner Freiheit“ vor mir steht. Seine Gesichtszüge wirken feiner, er wirkt dünner als auf dem Foto. Er habe stressige Wochen hinter sich, sagt er, wiege deshalb nur 77 statt 80 Kilo. Und sein Coiffeur habe sich verschnitten.
Kurz schildert er seine Vita: Er arbeitet bei einem Münchner Konzern, hat jung geheiratet. Inzwischen ist er geschieden. Sein Single-Dasein habe ihn zum „Kavalier“ gemacht. „Ich dachte mir, so allein rumzuhängen ist blöd“, sagt er. Escort sei „eine schöne Geschichte“ und er tue es „nicht des Geldes wegen“. „Ehrlich“, betont er und lehnt sich nach vorne, „ich bin persönlich gar nicht scharf auf das Geld.“ Wichtiger sei es ihm, so behauptet er vollmundig, Menschen zu treffen und Charaktere zu studieren.
Warum trifft er sich dann nicht einfach mit Internet-Flirts? „Die sind doch alle auf eine Beziehung aus.“ Er sei auch noch nie ein zweites Mal mit derselben Kundin ausgegangen. „Man sollte das nicht zu sehr vertiefen“, findet er. „Nachher entwickele ich dann doch Gefühle.“
Einmal sei ihm das sogar schon passiert. „Ich habe sie im ,Skyline’ getroffen und wir sind über einen kleinen Markt beim U-Bahn-Eingang geschlendert“, erinnert er sich. Die Zeit mit ihr sei ihm so vertraut vorgekommen. Es war die erste Kundin, die er von sich aus geküsst habe. Normalerweise warte er, bis die Frau die Initiative übernehme oder klare Zeichen gäbe.
Obwohl seine Chefin mehr Aufträge für ihn habe, stehe er nur ein Mal in der Woche zur Verfügung. So kommt er auf etwa 50 Buchungen pro Jahr. Was für Frauen ihn bezahlen? „Intellektuelle Selbstständige zwischen 27 und 60 Jahren“, erklärt er, „Frauen, die keine Zeit haben, jemanden kennenzulernen oder zu sehr enttäuscht wurden.“ Viele seine Kundinnen vertrauen ihm ihre Probleme an. Die meisten werden sehr schlecht von ihren Männern behandelt.
In Rosenheim habe er letzte Woche eine 58-jährige Lehrerin begleitet, die nicht allein auf einem Abschlussball gehen wollte. „Ihre Kollegen waren total begeistert von mir und wollten mich wiedersehen“, erzählt Fabio amüsiert. Dazu wird es nicht kommen. Doch an dem Abend machte der Profi das Spiel mit. „Die Frau war heiß", sagt er, „sehr gutaussehend für ihr Alter." Wie der Abend ausging, verrät er nicht. Nur soviel: „90 Prozent meiner Verabredungen wollen mit mir ins Bett.“ Dabei hat er immer gedacht, Frauen nähmen sich den Sex nicht so wie Männer. Doch habe er festgestellt, sie seien genauso – nur feinfühliger.
Das gefällt ihm. „Ich gebe Wärme und ein schönes Gefühl, aber ich würde nie etwas tun, was ich nicht möchte. Einen Orgasmus bekommt eine Frau auch auf andere Weise." Und wenn eine eher unattraktive Kundin dabei ist? Fabio: „Dann habe ich das Gefühl, gerade ihr etwas Gutes tun zu wollen".
Dorina Herbst
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