Bären, Bärte und Hormone

NÜRNBERG - Wussten Sie schon? Flocke, Knut und Co. sind gefährlich. Kleine Eisbären bewirken offenbar massive Hormonstörungen – oder wie sonst ist zu erklären, dass bei fast allen Eisbär-Pflegern die Körperbehaarung wild sprießt und wuchert?
Schon Thomas Dörflein begeisterte mit schwarzer Wallemähne und kernigem Bart nicht nur Knut, sondern auch Zoobesucherinnen. Fränkin Flocke wird vom etwas weniger sexy wirkenden, aber dafür nicht minder behaarten Duo Harald Hager und Horst Mausner gepflegt. Hager hat einen todschicken Altrocker-Vokuhila Nürnberger Provenienz, Mausner leider nur einen kleinen Polizeiobermeister-Schnauzbart, den er aber durch eine putzige Topf-Frisur geschickt auszugleichen weiß.
Der namenlose Pfleger von Stuttgarts Eisbär Wilbär schließlich kommt auch naturburschig daher, allerdings mit leicht philosophischem Touch. Sein großväterlicher Vollbart stünde auch einem Religionsphilosophen gut zu Gesicht.
Fragt sich nur: Woher kommt der Eisbärpfleger-Einheitslook? Ist fülliges Haupthaar etwa Einstellungsvoraussetzung in deutschen Zoos? Haben die Tierchen weniger Angst, wenn der Onkel mit dem Futter nicht ganz nackert im Gesicht daherkommt? Haben die Pfleger vor lauter Fläschchen-Geben schlicht nicht die Zeit zum Rasieren? Oder gedeiht die Tierpfleger-Frisur an der frischen Luft, gedüngt von ordentlich Eisbär-Speichel, besonders gut? Es wird ein Geheimnis bleiben.
Und leider, so ist der Lauf der Natur, beeinflusst der stetige Kontakt mit dem ziehväterlichen Zottelhaar die Bärchen nachhaltig und negativ. Wie man an Knut sieht. Der ist jetzt schon so struppig wie Thomas Dörflein. Es ist kein Entrinnen: Im Alter wird man halt doch wie seine Eltern.
Annette Zoch