AZ-Serie: SEXperimente mal anders - "Nur sich selbst spüren"

Lust alleine ausleben, ist immer noch ein Tabu- Thema – obwohl es fast jeder macht. Dabei können Beziehungen davon profitieren, findet Erika Berger. Im AZ-Interview sagt sie, warum.
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Rät Matthäus zur Beziehungspause: Erika Berger
AP Rät Matthäus zur Beziehungspause: Erika Berger
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Lust alleine ausleben, ist immer noch ein Tabu- Thema – obwohl es fast jeder macht. Dabei können Beziehungen davon profitieren, findet Erika Berger. Im AZ-Interview sagt sie, warum.

Die Zahlen sind eindeutig: 98 Prozent der Männer und rund 78 Prozent der Frauen befriedigen sich regelmäßig selbst – so eine Studie der Berliner Charité. Erotische Solo-Spiele, die sogar gesund sind: Mediziner behaupten, das beugt dem Prostatakrebs vor. Und baut Stress ab. Obwohl es statistisch gesehen jeder tut, bleibt das Thema – nun ja – heikel. Warum eigentlich?

AZ: Frau Berger, ist Selbstbefriedigung das letzte Tabu in einer sexuell enthemmten Gesellschaft?

ERIKA BERGER: Es sollte kein Tabu sein. Aber es wird ja schon im Kindesalter zu einem gemacht. Bei der Aufklärung klammern auch heute noch viel Mütter und Väter dieses Thema bewusst aus.

Ist man da heute nicht viel lockerer als früher?

Klar, man geht heute schon freier mit dem Thema um. Aber nicht sehr. Selbstbefriedigung bleibt normalerweise in die Nische der Heimlichkeit und des Verbots. Ein kulturelles Tabu besteht weiter.

Nervt Sie das?

Natürlich. Schließlich leben wir 2009. Onanie ist nichts Schlimmes. Wir berühren nun mal zuerst uns selbst. Selbstbefriedigung ist für jeden Menschen die erste Erfahrung mit der eigenen Sexualität.

Es ranken sich ja auch böse Legenden um das Thema. Hatten Sie früher Angst vor Erblinden oder Rückenmarksschäden?

Ängste gab es natürlich, denn die Aufklärung und die damit verbundenen Sprüche waren damals halt so.

Dustin Hoffman erklärte ungeniert, Selbstbefriedigung sei Teil seiner Fitnessroutine. George Michael erntete jede Menge Spott, als er erwischt wurde.

Wenn jemand wie Dustin Hoffmann öffentlich so was sagt, bitteschön. Dass George Michael es auf einer öffentlichen Toilette tut, ist allerdings ziemlich dumm. Ich finde, das gehört ins Private, was nichts mit Tabuisierung zu tun hat.

Wurden Sie mal. . .

Nein, nie.

Und haben Sie mal einen Ihrer Partner...

Auch nicht. Wenn man in einer Beziehung eine befriedigende Sexualität hat, gibt’s keinen Grund dazu.

Und wenn doch?

Dann sollten Er und Sie mal reden, ob im Bett alles okay ist.

Ist Masturbation Betrug am Partner?

Das mögen manche so sehen, ich finde es nicht. Jeder sollte akzeptieren, dass es Situationen gibt, in denen man sich selbst spüren will.

Und hinterher mit dem Anderen darüber reden?

Es ist sicherlich schön, wenn man sich davon erzählt, wenn man mitteilt, was man dabei empfindet. Besonders Frauen sollten aus diesen Erfahrungen dem Partner sagen, wie sie am liebsten stimuliert werden wollen – um beim gemeinsamen Liebesspiel zum Höhepunkt zu kommen.

Die Sex-Industrie bietet Frauen viele Hilfsmittel.

Wenn man auf Sextoys steht, ist das völlig okay. Nur sollte eben auch der Partner Bescheid wissen. Männer sehen in Sexspielzeugen eine Konkurrenz. Frauen sollten ihre Dildos also sehr gut verstecken. Oder den Partner gleich mit einweihen.

Schön, wenn man einen Partner hat. Aber ohne ist die Sache doch recht traurig, oder?

Für Singles wird Selbstbefriedigung negativ, wenn sie nur so sexuell aktiv sind. Dann kann die Sache zum Fluch werden.

Ist zu viel Selbstbefriedigung schädlich?

Ich hatte mit Fällen zu tun, da haben es sich die Leute sechs bis acht mal im Tag besorgt. Das ist dann zwanghaft. Das hat nichts mehr mit Sinnlichkeit oder Genuss zu tun – was es ja eigentlich sein sollte.

Ihre Tipps für Genießer?

Selbstbefriedigen sollte etwas Besonderes sein. Raus aus dem Alltag. Nebenbei einen erotischen Film schauen. Badewanne. Räucherstäbchen. Kerzen.

Auch bei Männern?

Naja, die können die Räucherstäbchen vielleicht weglassen.

Interview: R. Keck

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