AZ-Medizinserie (3) Luft für die Lunge
Sie fühlt sich an wie eine Mini-Grippe – und kann dramatisch enden: In Deutschland erkranken jährlich 800000 Menschen an einer ambulant erworbenen Lungenentzündung (Pneumonie)
Wenn es draußen kalt, nass und ungemütlich ist, herrscht bei Gabriele Berna Hochbetrieb. Die Ärztin behandelt im städtischen Krankenhaus Harlaching zwischen Herbst und Frühling zahlreiche Münchner mit Lungenentzündung – und zwar vorbildlich, laut externer Qualitätssicherung (s. Grafik).
Für die Patienten, von denen 80 Prozent chronisch vorerkrankt sind, ist eine Lungenentzündung schwer zu erkennen. „Die ambulant erworbene Pneumonie geht los wie eine Mini-Grippe“, sagt Oberärztin Berna. „Sie fühlen sich abgeschlagen, haben Fieber, starken Husten und irgendwann kommt der eitrige Auswurf dazu.“ Auf Ärzteseite fällt die Diagnose leichter: durch die Anamnese, das Abhören der Lunge, ein typisches Röntgenbild und die meist stark erhöhten Entzündungswerte im Blut. Dann behandeln die Ärzte mit Antibiotika, im Krankenhaus geschieht das meist intravenös.
Grundsätzlich spricht laut Berna die bessere Überwachung für die stationäre Behandlung – vom Flüssigkeits- check über die Blutgasanalyse bis hin zur Thromboseprophylaxe. Im Fall der Fälle ist auch einen Intensivbetreuung gesichert, wie Berna erklärt: „Der Zustand eines Patienten kann sich innerhalb weniger Stunden sehr verändern. Ein Patient, der vormittags noch beim Arzt war, kann nachmittags völlig einbrechen.“ Mit dramatischen Folgen: Jährlich sterben in Deutschland etwa 20000 Menschen daran.
Bei der Frage, ob ein Krankenhausaufenthalt nötig ist, können sich Ärzte seit einigen Jahren deutschlandweit im Rahmen der Qualitätssicherung an Richtlinien orientieren (www.capnetz.de). Beurteilt werden krankheitsbedingte Verwirrtheit, Atemfrequenz, Blutdruck sowie Alter des Patienten. Für gute Qualität bei der Behandlung machen sich auch die Krankenkassen stark, wie Christian Bredl, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern erklärt: „Für eine optimale Qualitätsmessung sollte auch die menschliche Zuwendung und Professionalität bei der Pflege und die Patientenzufriedenheit erfasst werden."
Bis eine Lungenentzündung ganz verheilt ist, können Tage bis Wochen vergehen. Wichtig ist: „Am vierten, fünften Tag sollte der Patient fieberfrei sein“, so Berna. Ihr Tipp, um am besten gar nicht erst zu erkranken: „Chronisch Kranke sollten sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen, größere Menschenmengen meiden und gesund leben.“
V. Assmann
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