Aus Kinderbett entführt: Sex-Täter vor Gericht

Audio von Carbonatix
Seit Donnerstag läuft der Prozess gegen einen brutalen Sex-Täter. Der 27-Jährige stieg durch ein gekipptes Fenster in das Haus einer Familie und verschleppte die Tochter (7). Die Eltern bekamen nichts mit
MAINZ/NIEDER-OLM Wo ist ein kleines Kind wirklich sicher heutzutage? Wo, wenn nicht daheim, friedlich schlafend im Kinderbett, die Eltern nebenan? In diesem behüteten Zuhause ist ein siebenjähriges Mädchen Opfer eines Sex-Täters geworden. Der Fall hatte im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt: Ein Fremder war durchs Fenster eingestiegen, hatte das Kind verschleppt und missbraucht. Seit gestern steht der 27-jährige Patrick Q. nun in Mainz vor Gericht.
Die Tat liest sich wie das Drehbuch zu einem unglaubwürdigen Horrorfilm: Der arbeitslose, alkoholsüchtige Patrick Q. streift nachts durch das idyllische Winzer-Städtchen Nieder-Olm in Rheinland-Pfalz. Eigentlich will er irgendwo etwas klauen, zu Geld machen. Am Ortsrand kommt er am Haus seines Opfers vorbei. Das Kinderzimmerfenster im Erdgeschoss ist gekippt, es ist eine warme Julinacht.
Patrick Q. drückt das Fenster auf, steigt ein. Sein Blick fällt auf die siebenjährige Tochter der Familie, sie liegt in ihrem Hochbett. „Da beschloss er, sich an dem Kind zu vergehen“, heißt es nüchtern im Polizeibericht. Das Mädchen ist ein Zufallsopfer. Was es dann erleiden muss, kann man nur erahnen. Q.weckt das Kind, hält ihm den Mund zu, zerrt es durchs geöffnete Fenster fort.
In einem Weinberg in der Nähe missbraucht er das Mädchen. Dann schleppt er es zurück, legt es schwer verletzt ins Bett. Die Eltern bekommen nichts mit. Erst am Morgen vertraut sich die verängstigte Tochter ihrer Mutter an. In der Klinik muss sie stundenlang operiert werden. Außerdem hat sich das Mädchen mit Hepatitis C angesteckt – vier Wochen lang wird es deshalb in der Klinik behandelt.
Schon einen Tag nach der Tat kann die 30-köpfige Soko „Weinberg“ Patrick Q. überführen – dank am Tatort sichergestellter DNA-Spuren.
Gestern im Mainzer Landgericht versucht Q., sein Gesicht mit einem Blatt Papier vor den Kameras zu schützen. Er kündigt an, aussagen zu wollen. Zunächst aber soll das psychiatrische Gutachten verlesen werden. Wegen Körperverletzung und Eigentumsdelikten ist der 27-Jährige mehrfach vorbestraft. Als der Staatsanwalt die Anklage verliest, kämpft der Vater des Opfers mit den Tränen. Der nächste Prozesstag ist für Dienstag angesetzt. „Es kommt uns auf eine möglichst hohe Strafe an“, sagte die Anwältin des Opfers vor dem Prozess. „Nur so kann das Mädchen das Geschehen verarbeiten.“ Seit der Tat muss die ganze Familie regelmäßig zum Traumatherapeuten. Die Anwältin: „Und die Kleine fragt ständig, wann der Mann wieder aus dem Gefängnis rauskommt.“ zo
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