Aufregung um niederländischen Anti-Islam-Film

Ein kleiner Film hat in den Niederlanden noch vor seiner Veröffentlichung Angst vor wütenden Reaktionen von Muslime hervorgerufen. Der Filmemacher ist bekannt für seine Pöbeleien gegen den Islam.
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Rechtsaußen-Politiker Wilders will den Koran verbieten lassen
dpa Rechtsaußen-Politiker Wilders will den Koran verbieten lassen

Ein kleiner Film hat in den Niederlanden noch vor seiner Veröffentlichung Angst vor wütenden Reaktionen von Muslime hervorgerufen. Der Filmemacher ist bekannt für seine Pöbeleien gegen den Islam.

Seit der Ankündigung des niederländische Abgeordneten Geert Wilders, er wolle einen Film über den Islam drehen, hält das Land den Atem an. Niederländische Botschafter in islamischen Ländern schwärmten aus, um die Gemüter zu besänftigen. Die Regierung in Den Haag stellt sich auf Anschläge und Übergriffe ein. Denn etwas anderes als eine heftige Provokation der Muslime wird von dem Filmprojekt des erklärten Islamfeinds Wilders nicht erwartet.

Schon im November wurden die Pläne bekannt, Wilders kündigte die Ausstrahlung des Streifens für Ende Januar an. Welches Medium Wilders' Bilder ausstrahlen wird, ist noch immer unbekannt - das Fernsehen hat längst abgewunken, für ein Kinoprogramm reicht der vermutlich eher kurze Film wohl nicht. Was er überhaupt zeigen wird, hat der Autor auch noch nicht verraten. Und doch hat die niederländische Regierung aus dem In- und Ausland schon so viele Signale des Protests erhalten, dass sie Schlimmes befürchtet: «Es hat schon mehr Krisensituationen gegeben, aber das ist eine große», sagte Ministerpräsident Jan Peter Balkenende. Der Grund des tiefen Misstrauens liegt in der Person Wilders. Der 44-jährige Rechtsaußen des niederländischen Parlaments hat die Bekämpfung des Islam zu seinem einzigen Thema gemacht. Er setzt den Koran mit Hitlers «Mein Kampf» gleich und will ihn verbieten. Die Einwanderung von Muslimen in die Niederlande betrachtet er als «Tsunami» und will sie ebenfalls verbieten. Seine Erkenntnis: «Wir verkaufen unser Land an den Teufel, der Mohammed heißt, und niemand tut etwas.»

Erinnerung an van-Gogh-Mord

In Den Haag wird nicht erwartet, dass Wilders in seiner Rolle als Hobby-Filmer zu einem ausgewogeneren Urteil kommt. Und auch nicht, dass Muslime in den Niederlanden und in vielen anderen Ländern weitere Provokationen sang- und klanglos hinnehmen. "Man weiß nie, was passiert", warnt Regierungschef Balkenende.

Schließlich hat ein islamischer Extremist vor gut drei Jahren in Amsterdam den Regisseur Theo van Gogh ermordet. Der hatte gerade einen kleinen, provozierenden Film über die Unterdrückung der Frauen im Islam gedreht. Nach dieser Bluttat auf offener Straße gab es tagelang Zusammenstöße zwischen Muslimen und Rechtsradikalen. Außerdem erinnert man sich auch in den Niederlanden an die wütenden Proteste in der islamischen Welt gegen die von einer dänischen Zeitung veröffentlichen Mohammed-Karikaturen. Dänische Bürger mussten um ihr Leben fürchten, ein Boykott traf die dänische Wirtschaft. Dass solche und schlimmere Szenarien die Folge seines Films sein könnten, hält Wilders aber bislang nicht von seinem Projekt ab.

Der Umgang mit der Freiheit

Seine Gegner können auch nicht umhin, ihm das Recht auf freie Meinungsäußerung zu lassen. Die Regierung will und kann Wilders nicht den Mund verbieten. Aber Balkenende appellierte, ausdrücklich an alle seine Landsleute, nicht nur an Wilders: "Wenn man so viel Freiheit hat, muss man damit auch auf eine gute Weise umgehen." (Thomas P. Spieker/dpa)

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