"Auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack"

Vor zehn Jahren starb Falco: Die Münchner Journalistin Ingeborg Schober zog einst mit dem Sänger durch die Nächte. Über ihre Erinnerungen hat sie in ein Buch geschrieben.
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Musste in seinem Leben durch "tiefe Täler" gehen: Falco.
dpa Musste in seinem Leben durch "tiefe Täler" gehen: Falco.

Vor zehn Jahren starb Falco: Die Münchner Journalisten Ingeborg Schober zog einst mit dem Sänger durch die Nächte. Über ihre Erinnerungen hat sie in ein Buch geschrieben.

MÜNCHEN Egozentrisch war er, arrogant, kokett. Falco († 40) war ein Lebemann. „Privat war er ruhig, ein sensibler Mensch“, sagt die Münchner Journalisten Ingeborg Schober der AZ. Sie hat in den 80ern eng mit dem österreichischen Künstler zusammengearbeitet. „Innerhalb eines Wimpernschlags konnte seine Persönlichkeit kippen, wurde zur Kunstfigur.“

Heute vor zehn Jahren starb Hans Hölzel, wie Falco wirklich hieß. „Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte“, sagte er 1982, „dann wie James Dean – auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus“. Ein Porsche war es nicht, sondern ein Mitsubishi Pajero. Den heranrasenden Bus muss er noch wahrgenommen haben. „Seine Augen waren weit aufgerissen, seine Pupillen vor Angst enorm groß“, so ein Augenzeuge im Internet.

Für Schober war sein Tod ein Schock. „Ich habe die Nachricht im TV gesehen und dann den ganzen Tag geweint.“ Zur Beerdigung auf dem Wiener Zentralfriedhof, „die einem Staatsbegräbnis“ glich, fuhr sie nicht. „Ich wollte in Ruhe Abschied nehmen.“ Doch fast schien es, als ob Falco den Fans keine Ruhe lassen wollte: Ein Jahr nach seinem Tod kam das Album „Out of the dark“ heraus. Der Text bekam angesichts seines jähen Todes eine neue Dimension: „Das weiße Licht kommt näher, Stück für Stück, Will mich ergeben, muss ich denn sterben, um zu leben.“ Dem Mythos waren die Zeilen förderlich, wie Schober auch in ihrem Buch „Poptragödien“ (Überreuther) schreibt. „Der frühe Tod und das Album, das von vielen als Botschaft interpretiert wurde, verstärkten die Legendenbildung enorm.“

Am Puls der Zeit

Ruhm erlangt Falco 1982 über Nacht. „Der Kommissar“ ist der erste deutschsprachige Rap-Song, schafft es in die US-Charts. „Falco lebte am Puls der Zeit. Er war ein Typ, mit dem es nie langweilig wurde, er hat keinen unberührt gelassen“, sagt Schober.

Gier nach schönen Frauen

Drei Jahre später ist der Sänger auf dem Höhepunkt seiner Karriere: „Rock me Amadeus“, „Vienna Calling“, der kontroverse Song „Jeanny“, in dem er ein Sexualverbrechen besingt. Viele Sender weigern sich, das Lied zu spielen, trotzdem – oder deswegen – verkauft es sich mehr als 2,5 Millionen Mal. 75 Goldene Schallplatten holt Falco bis zu seinem Tod, bis heute wurden 60 Millionen CDs verkauft. Doch er ist dem Erfolg nicht gewachsen. Drogen, Alkohol und familiäre Probleme stürzen ihn in eine Krise. Er zieht sich in die Dominikanische Republik zurück. „Falco ist durch tiefe Täler in seinem Leben gegangen“, sagt Schober. „Er hat exzessiv gelebt, war beim Trinken im P1 nicht zimperlich, hatte ein großes Geltungsbewusstsein, eine Gier nach schönen Frauen. Doch die vielen Geschichten haben ihm das Herz gebrochen.“

Von Drogen, wie sie nach seinem Tod in Falcos Blut gefunden wurden, habe Schober nichts mitbekommen. „Er war kein Dummkopf und hat das, wenn, sehr diskret gehandhabt.“ Anne Kathrin Koophamel

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